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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 9
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0011
fordern, mit dem wir den „Schauinsland" der älteren Stufe charakterisieren möchten
: hier war Spätromantik in reinster Form am Werke, im künstlerisch-gestalterischen
Bereich ausgeprägter Historismus. Damit soll in keiner Weise ein abwertendes
Urteil gefällt sein. Im „Schauinsland" leistete man, zumal in den ersten
Jahren seines Bestehens und lange, bevor das Wort in amtlichen Gebrauch kam,
echten Denkmal- und Kulturgüterschutz. In der Gründerzeit der Siebzigerjahre,
als man allenthalben mit der Spitzhacke Bauwerke, Mauern und „überflüssige"
Zierate aller Art niederlegte, vollbrachte man hier eine erst heute wieder richtig
zu würdigende Vorarbeit - natürlich mit den Mitteln der Zeit. Besonders wertvoll
war der Burgenschutz, der im „Schauinsland" aus einer wahrhaften Burgenbegeisterung
erwuchs.

Die Träger all dieser Bestrebungen waren ehrsame Freiburger Bürger, in der
Mehrzahl Kaufleute und Handwerksmeister. Der Vergleich zwischen den Mitgliederverzeichnissen
der beiden Vereinigungen gibt ein eindrückliches Bild. Wir fühlen
uns ein wenig an die Zunftzeit erinnert, wenn wir nach Personen und Betätigungsformen
im „Schauinsland" Ausschau halten. Man traf (und trifft sich bisweilen
bis heute) in der „Stube", wo es auch recht nach Zunftbrauch zuging. Da sah
man sich von Seiten des älteren Stiefbruders und der höheren Ränge in den Reihen
der Universitätsprofessoren allerlei Hänseleien ausgesetzt. Der langjährige Vorsitzende
des „Schauinsland", Archivdirektor Friedrich Hefele, der den ebenfalls
von der historisierenden Romantik entlehnten Titel eines „Gaugrafen" -
ebenso wie sein langjährig tätiger Vorgänger, Gymnasialprofessor und Universitätshistoriker
Hermann Mayer - hochhielt, pflegte zu erzählen, im Professorenkreis
des „Freiburger Geschichtsvereins" mokiere man sich über den „Schauinsland
" mit der süffisanten Bemerkung: „Die tragen ja Kappen!" Das war auf die
älteren Jahrgänge gemünzt, die als „Gaubrüder" bei Sitzungen in der „Stube"
noch in einer Art Tracht - nach Geiges'schen Gebrauchsmustern - erschienen. Hochbeliebt
waren die Ausflüge zu den Burgen, in die Täler des Schwarzwalds und -
erst recht - zu den Sonnenhügeln des Kaiserstuhls und des Markgräflerlandes, deren
Erzeugnisse an Ort und Stelle, aber auch in der „Stube" wacker genossen wurden
. Aber es wehte bei aller und gern betonter Freiburger Gemütlichkeit im Vereinsleben
ein frischer Wind. Das wußten auch manche Gelehrte zu schätzen; ich
denke etwa an einen besonders treuen Freund des „Schauinsland", den Theologieprofessor
Engelbert Krebs, der in einer Lobrede davon erzählte. Für den
Vorstand und als Redner wußte man sich, bei aller betonten Bürgerlichkeit, von
jeher gelehrte Männer mit akademischen Graden und Würden zu verpflichten. Im
„Schauinsland" durfte man, etwas mehr als im „Freiburger Geschichsverein",, frei
von der Leber weg sprechen und war sicher, ein dankbares Publikum zu finden.
Als ich einmal, in der Mitte der Dreißiger Jahre, über das Freiamt und die Freibauern
ob Hachberg sprach und dabei die „Entstehung der Landeshoheit" streifte,
dankte namens der aus dem Freiamt herbeigeeilten Gäste ihr Sprecher dafür, daß
man seiner waldreichen Heimat solche „Landesherrlichkeit" zuerkannte! Freundlicher
bin ich nie mißverstanden worden, obwohl ich gegen die schöne, stille Landschaft
um den Hünersedel gewiß nichts einzuwenden hatte.

Die beiden Vereine näherten sich einander in diesen Jahren auch im wissenschaft-

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