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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 12
(PDF, 57 MB)
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kraft wirkte sich aber nachteilig auf die Möglichkeiten des Ordens aus, die Ordensflotte
und die Inselbefestigungen in der nötigen Kampfstärke zu unterhalten, und
damit wurde das Interesse der Anrainerstaaten an einer Erhaltung der Inselrepublik
zusehends geringer. Zu dem allem kam noch der Geist der Aufklärung, der
das religiöse Fundament des Staates zu untergraben begann. Der portugiesische
Großmeister Emanuel Pinto, der 32 Jahre lang bis 1773 regierte, versuchte durch
politische Mittel den Niedergang aufzuhalten, aber sein zweiter Nachfolger, Emanuel
de Rohan, trat 1777 ein schon fast verlorenes Erbe an. Die Auflösungserscheinungen
mehrten sich, vor allem als die Ideen der nahenden französischen Revolution
auch unter den meist französischen Rittern in Malta Anhänger fanden.

1462 waren die weitverstreuten Besitzungen des Ordens in acht Zungen eingeteilt
worden, die ihrerseits wieder verschiedene Priorate bzw. Balleien umfaßten.
Die deutsche Zunge bestand aus den Großprioraten Deutschland und Böhmen sowie
der Bailei Brandenburg, die sich zwar bei der Reformation religiös trennte,
dem Gesamtorden aber in loser Form verbunden blieb. Das Großpriorat Böhmen
führte weitgehend ein Eigenleben und stand in besonders naher Verbindung zum
Kaiserhaus in Wien. Sitz des deutschen Priorats wurde im 15. Jahrhundert Heiters-
heim, und 1548 wurde der bedeutende Prior Georg Schilling v. Canstatt von Karl V.
in den Reichsfürstenstand erhoben. Sein Fürstentum aber, also Heitersheim und
einige Gemeinden in der Umgebung, besaß nur die Landstandschaft im Oberrheinischen
Kreis; der größte Teil der anderen Besitzungen lag zwischen Holland und
der Schweiz verstreut im Gebiet anderer Souveräne. Die staatsrechtlichen Differenzen
zwischen dem Johannitermeister und der vorderösterreichischen Regierung fanden
erst im 18. Jahrhundert eine einigermaßen tragfähige Lösung. In Malta selbst
spielten die Deutschen gegenüber den Franzosen, Spaniern und Italienern nur eine
geringe Rolle, eine der wenigen Ausnahmen war der lebensfrohe Fürst-Großprior
Johann Baptist von Schauenburg, der als Generalkapitän der Flotte auch in La Valetta
ein wichtiger Mann war. Als Elsässer gehörte er zur deutschen Zunge, und er
förderte den Eintritt junger Adliger aus seiner Heimat sowie den benachbarten
Gebieten des Breisgaus und des Bistums Basel in solchem Maße, daß aus einem
früher vorwiegend rheinisch-westfälischen Mitgliederstand eine elsässisch-vorder-
österreichische Mehrheit wurde.

1734 wurde Ignaz Balthasar Rinck v. Baldenstein, Sohn eines Delsberger Obervogts
, Page am Hof des Großmeisters Pinto. 1750 erfolgte die Aufnahme des Johann
Baptist v. Pfirt-Karspach, kurz darauf die seines Vetters Johann Jacob v.
Pfirt-Blumberg, beide aus oberelsässischem Geschlecht, das auch im Breisgau Besitz
hatte. Fast gleichzeitig erfolgte wenig später die Aufnahme von zwei Deutschen,
die sich ihr Leben lang bitter befehden sollten. Der eine war Ferdinand v. Hompesch
, aus rheinischem Geschlecht, der zuerst Botschafter seines Ordens in Wien,
später kaiserlicher Botschafter in Malta wurde. Der andere war Johann Baptist v.
Flaxlanden, ein Oberelsässer, ein Mann von unglaublichem Fleiß und anscheinend
ebensolchem Ehrgeiz.

Flaxlanden war einer der Männer, die bei einem intrigenreichen und folgenschweren
Versuch mitwirkten, die Finanzen des Ordens aufzubessern. Jahrzehntelang
hatten die Großmeister vergeblich versucht, einen riesigen Besitz in Polen

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