Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 91
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0097
„silvae nostrae montana". Dabei blüht die Heimatgeschichte: die Kinzigtäler
lesen ihren Heinrich Hansjakob, die Gengenbacher, die Einwohner von Zell am
Harmersbach, der kleinsten deutschen Reichsstadt, haben ihre Stadtgeschichte,
ebenso wie die von Wolfach, von Todtnau, von Todtnauberg, von Schönau, von
Lenzkirch, von Furtwangen, Neustadt, Waldkirch und Elzach ihre Stadt- oder
Dorfgeschichte haben, wie neuerdings auch der Landkreis Hochschwarzwald. Es
gibt Einzeldarstellungen über einzelne Klöster, über die Schwarzwälder Industrie,
eine berühmte „Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes", Beschreibungen der über
den Wald hinweggegangenen Kriege, über den Bauernkrieg vor allem und die
Kriege mit Frankreich; es gibt Sammlungen von Sagen und Volksbräuchen, die Familiengeschichte
ganzer Orte, Untersuchungen über Flurformen, über Dialektunterschiede
und voralemannische Spracherscheinungen im Schwarzwald, und es
gibt die für unser Thema wichtigsten Arbeiten von Theodor Mayer, Heinrich Büttner
und K. S. Bader, die ich unter dem Thema einer der Arbeiten von Th. Mayer
zusammenfassen möchte: „Die Besiedelung und politische Erfassung des Schwarzwaldes
", also über die ersten Jahrhunderte seit Beginn der Besiedlung des Gebirges
. Wird es überhaupt noch gelingen, eine ganze Geschichte des ganzen Schwarzwaldes
zu schreiben, oder findet sich nie mehr der für eine solche Aufgabe notwendige
einheitliche Gesichtspunkt, Martin Gerberts großem Thema vergleichbar:
der „Sancti Benedicti Ordinis Colonia"?

Beobachtet man die Omnibusse, die im Sommer täglich den Strom der Fremden
aus den rasch anwachsenden Kurorten und von weit her auf guten Straßen den
leicht erreichbaren „historischen Stätten" zuführen, beobachten wir sie, wenn sie
nach St. Peter kommen, nach St. Märgen, St. Trudpert und Alpirsbach, wenn in
rascher Durchfahrt in Elzach, in Schiltach oder bei Berneck auf schöne Stadtbilder
aufmerksam gemacht wird, wenn man nach Freudenstadt fährt, der nach dem letzten
Kriege hervorragend wiederaufgebauten Stadt, gelegentlich auf ein altes Bauernhaus
hinweist, auf einen Kreuzstock am Wege, der an den Tod eines Bergmannes
erinnert, wenn man am Fronleichnamstag nach St. Peter fährt, weil man dort
noch am ehesten die schönen alten Schwarzwaldtrachten sehen kann, die z. B. im
Hotzenwald nur noch wenig getragen werden, - beobachtet man das, kann man
auf den Gedanken kommen, der Schwarzwald entwickele sich zu einem großen
Freilichtmuseum und es sei höchste Zeit, zusammenzutragen, was noch übrig ist. Es
sind Denkmäler, die gezeigt und betrachtet werden, und je mehr Denkmäler es gibt,
um so mehr ist tot. Ganze Bauernhöfe werden schon gesammelt - mit vollem Recht.
Nur so besteht die Sicherheit, daß man in zwanzig Jahren wirklich noch ein altes
Bauernhaus haben wird.

Natur- und Denkmalschutz nehmen sich des Schwarzwaldes an, denn selbst die
ältesten profanen Denkmäler, der Wald selbst und das Bauernhaus, müssen modernisiert
werden, wenn sie den Konkurrenzkampf bestehen wollen. In sich selbst
naturgeschützt ist wohl nur noch der Villinger Stadtwald mit seinem jahrtausendealten
Baumbestand: ihm konnten aus metertiefen Gräben die Schichten entnommen
werden, die mit Hilfe der Pollenanalyse die Geschichte des Waldes aufhellen
halfen. Auch eine Wald- und Forstgeschichte müßte ja in einer Schwarzwaldgeschichte
ihren Platz finden.

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