Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 111
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0117
gezogene Verteidigungslinie des römischen Reiches getrennt ist. Daran ändern auch
nichts eventuelle umfangreiche Kontakte, die über den Rhein hinweg bestanden haben
können. Man muß vergleichend aber vielleicht auch sagen, daß wir in unserem
Bereich nicht annähernd ähnliche Intensivität christlichen Lebens beobachten können
, wie sie z. B. um Mainz greifbar wird, wo immerhin etwa im Raum Mainz -
Wiesbaden - Bingen-Worms 100 christliche Grabsteine aus diesen Jahrhunderten
nachgewiesen werden können und die Zahl der christlichen Kirchen, besonders der
Cömiterialkirchen, nicht ganz gering ist. Da scheinen doch die wenigen christlichen
Grabsteine aus Äugst4 und das frühchristliche Kirchenfundament im Kastell Kai-
seraugst einschließlich eines Taufhauses 5 nur ein bescheidenes Zeugnis anzubieten.
Ein nächster Beleg ähnlicher Art ist dann wieder die Kastellkirche in Zurzach6 und
die vor wenigen Monaten ausgegrabene dortige Cömiterialkirche über dem Grab
der hl. Verena.7

Das 5. Jahrhundert brachte gleich anfangs das nun immer entschlossenere Einrücken
der Alemannen in das Elsaß und den Zusammenbruch der römischen Herrschaft
. Der gleiche Vorgang im Bereich der heutigen Schweiz dürfte etwa erst nach
der Mitte des Jahrhunderts erfolgt sein, wobei dort wie auch auf die Dauer jenseits
der Vogesen die im Rhonetal angesiedelten Burgunder ein weiteres Vorrücken nach
Westen verwehrten. Daß auch der Breisgau bei diesen Siedlungsvorgängen eine
Ausgangsbasis gespielt hat, ist zu vermuten. Beachtlich ist, daß der linksrheinische
Bereich südöstlich von Basel offenbar keine so intensive alemannische Besiedlung
erfuhr, daß die keltisch-römische Bevölkerung allzustark verdrängt wurden. Denn
außer Berg- und Flußnamen blieben die Ortsnamen in den alten Formen, wie
leicht zu erkennen ist: Basel (Basilea) selbst, Muttenz, Pratteln, Dornach, Sissach,
Kaisten, Magden u. a. Wenn Grenzach und Lörrach auch zu den vorgermanischen
Ortsnamen gehören, wie Prof. Bosch postuliert8 - wie übrigens auch Breisach -
dann würde das bedeuten, daß in Grenznähe noch so viel voralemannisches Bauernvolk
hängen blieb, daß alte Ortsnamen an die neue beherrschende Bevölkerung
weitergegeben wurden. Daß von diesen Resten ein kürzerer Weg zum Christentum
ausgegangen sein könnte, ist nicht zu vermuten. Denn es handelt sich bei der zurückbleibenden
Bevölkerung wahrscheinlich noch keinesfalls um Christen, wie auch
jene Zonen des Sisgaues südlich des Hochrheines, die sich durch vorgermanische
Ortsnamen charakterisieren, zwar auffallen durch den Mangel an Waffenbeigaben
in ihren Grabfeldern, aber - bis jetzt wenigstens - keine Kirchenfundamente
des 5.-7. Jahrhunderts ausweisen,9 von Kaiseraugst abgesehen.

Wir brauchen uns im Augenblick nicht der Frage näher zuzuwenden, wie wir
uns die Christianisierung der Alemannen, die links des Rheines das Land besetzten,
vorstellen dürfen. Daß sie vor allem für ihre Siedlung den landwirtschaftlich nutzbaren
Boden suchten und die Städte mieden, ist offenbar. Diese waren ausgepau-

4 Rudolf Moosbrugger-Leu, Die Schweiz zur Merowingerzeit, Bern 1971, A S. 55, B Taf. 4.

5 Ebd. B S. 61 Abb. 115.

6 Ebd. B S. 60 Abb. 114.

7 Grabungsbericht (Rudolf Sennhauser) ist abzuwarten.

8 Referat vom 5. 12. 1975 im Institut f. Geschichtl. Landeskunde der Universität Freiburg.

9 Auskunft von Dr. Martin, Äugst.

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