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für eine Tätigkeit, die ihn als Maurer und Steinhauer öfters mit dem Grabsteinlieferanten
Hauser in Verbindung gebracht haben dürfte. Riescher ist auch Münsterwerkmeister
gewesen. Für die Familiensituation F. A. X. Hausers anzumerken ist
außerdem, daß 1806 „die Tochter", vermutlich das älteste noch lebende Hauser-
Mädchen Maria Anna, bei der Bezahlung des Brunnenmodells durch die Beurba-
rungskommission einen Gulden Trinkgeld überreicht bekam, woraus man schließen
muß, daß sie damals der Bildhauerfamilie den Haushalt führte.
Alt geworden, dürfte F. A. X. Hauser nach 1810 nur noch wenige Werke ohne
Mitarbeit seiner herangewachsenen Söhne geschaffen haben. Die Pfarrkirche Hochdorf
besitzt zwei kleine Prozessionstragfiguren der Madonna und des Bruderschaf
tspatrons St. Sebastian aus dem Jahre 1811, die - in Originalfassung erhalten
- sich in der typischen Manier der späten Hauser-Werkstatt präsentieren. Wie
sehr F. A. X. Hauser auf Hilfe angewiesen war, möchte ich daraus entnehmen,
daß der 74 Jahre alte Bildhauer am 10. Februar 1813 seinen ältesten Sohn Joseph
Franz Xaver Hauser von der Milizpflichtigkeit befreit haben wollte, ein
Antrag, der allerdings vom Kreisdirektorium am 4. März 1813 abgelehnt wurde.78
Zumal das Grabsteingeschäft die Haupteinnahmequelle der Werkstatt blieb, konnte
die kräftezehrende Steinbearbeitung wohl kaum mehr von F. A. X. Hauser allein
geleistet werden. Beispiele solcher Arbeiten liefern die Grabmäler des Schiffwirts
Johann Fehrenbach (f 12. Mai 1812), Franz Xaver Hillers (f 22. 12. 1813)
und Thomas Bonauers (f 30 März 1812) an der Außenwand der Freiburger Franziskanerkirche
St. Cyriak am Annaplatz (Wiehre), die in Körperhaltung und Gewandbehandlung
der dargestellten trauernden Angehörigen genau die im letzten
Lebensjahrzehnt festzustellende Manier F. A. X. Hausers und seiner Mitarbeiter
zeigen. Das Thema der Beweinung wandelte F. A. X. Hauser auch an verschiedenen
Modellen ab, von denen die holzgeschnitzte „Engelsbeweinung Christi" des
Freiburger Augustinermuseums die Signatur „X. HR. 1816" trägt79 und stilistisch
mit vergleichbaren Gestalten an Grabmälern übereinstimmt. J. Dieffenbacher
meinte 1906 dazu: „Für dieses hohe Alter eine staunenswerte Leistung, wobei nicht
gesagt sein soll, daß wir es mit einer Meisterschöpfung zu tun haben, denn auch
dieses Werk zeigt mancherlei Schwächen." Die Rätsel um eine solche Aussage lassen
sich nur lösen, wenn man annimmt, daß F. A. X. Hauser als Werkstattinhaber
für die Idee zum Modell verantwortlich zeichnete, aber die Ausführung weitgehend
Sache der mitarbeitenden Söhne geworden war. Eine Überlegung, die bei der Beurteilung
aller Arbeiten jener Jahre beachtet werden will, von Arbeiten, die den Hauser
-Bildhauern wie von selbst zufielen, weil sie nach Angabe der Freiburger Einwohnerverzeichnisse
von etwa 1802 bis zum Tod des Vaters als Bildhauer allein in
der Stadt tätig sein konnten. 1814 hatten sie „einen wappen von stein an das kauf-
haus zu verfertigen laut ackort per 22 fl. Item für die zwei herzogen aus hartem
holz zwei zepter das stück 2 fl 45 kr."80 Auch außerhalb Freiburgs fanden Werke
der Hauser nach wie vor ihre Liebhaber, wie die im Typ einander sehr ähnlichen
78 Stadtarchiv Freiburg, RP 389 Magistratsprotokoll 1813, o. S., EN. 373 und 616.
79 Wie Anmerkung 24, S. 52 und Abbildung S. 53.
80 Friedrich Hefele, Zur Baugeschichte des Freiburger Kaufhauses Schau ins Land 51—53/1926, S. 18.
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