http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0021
Ob und ggf. welche Schlußfolgerungen sich aus der unterschiedlichen Zu- bzw.
Abnahme der Mitglieder in den einzelnen Zünften für die Bevölkerungsgeschichte
sowie die Entwicklung der jeweiligen Zunft ergeben, kann hier nicht untersucht
werden. Gemessen an der Zahl der Zünftigen - 1618 (= 100) - sinkt die Mitgliederzahl
der Zünfte auf 48 (1638) und weiter auf 46 (1653).
Die langfristige Entwicklung der Einnahmen aus dem Gewerft
Trotz des Fehlens zahlreicher Steuerbücher läßt sich die langfristige Entwicklung
des Steueraufkommens aufzeigen. Denn seit 1534/35 liegen in ununterbrochener
Folge bis 1649/50 die Gesamtrechnungen vor, in die die Angaben aus den
Einzelrechnungen aufgenommen wurden. Die Steuerbücher fehlen seit 1639, in
den Jahren zuvor enthalten sie nur noch wenige Daten. Nach Ausweis der Gesamtrechnungen
wurde seit 1638/39 kein Gewerft mehr erhoben; mit lakonischer
Kürze heißt es an der entsprechenden Stelle: Nichts, wegen anderer eilender Kontributionen
und Schätzungen.^
Hinsichtlich der Entwicklung des Steueraufkommens lassen sich Fig. 2 folgende
Beobachtungen entnehmen: Im ersten Jahrfünft des Beobachtungszeitraumes
(1481-1485) beläuft sich das Gewerft auf durchschnittlich etwa 930 lb. Davon
bringen die Klöster mit 250 lb etwa 27 Prozent auf, Herren und Edelleute, Satzbürger
und Unzünftige mit 120 lb etwa 13 Prozent, die Zünfte mit 560 lb etwa
60 Prozent. Sowohl die Höhe des Gewerfts als auch die Aufteilung ändern sich
sprungartig in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts: Innerhalb weniger Jahre
steigt das Gesamtaufkommen aus dem Gewerft auf Werte über 1300 lb an: Im
Durchschnitt des Jahrfünfts 1545-1549 entfallen auf die Klöster 340 lb (26 %),
auf die Satzbürger u. a. 108 lb (8 %>), auf die Zünfte 850 lb (66 %>). Das Mehraufkommen
bei den Zünften entsprang offensichtlich einer bewußten Politik, denn in
Nr. 26/1540 findet sich ein Zettel, auf dem es zum Schluß heißt, daß die zwölf
Zünfte gegenüber dem Vorjahr um 119 lb gesteygrt worden seien (ähnlich in Nr.
30/1544). Von 1536 bis 1546 stiegen die Einnahmen aus dem Gewerft der Zünfte
von 407 lb auf mehr als das Doppelte, auf 851 lb. Der Rat mußte sich wegen der
Steuer verantworten: Es habe teilweise eine Erhöhung, teilweise eine Verminderung
der Steuer stattgefunden. Man habe sich nämlich überzeugt, daß sie nicht
mehr gleichmäßig vertheilt, sondern mancher Reiche zu gering, mancher Arme zu
stark angelegt gewesen. Deßhalb habe man die Steuerbücher vor sich genommen
und solche, unter Zuzug von drei Vertrauensmännern aus jeder Zunft mit Sorgfalt
berichtigt. Dadurch sei zwar die Steuer auch etwas einträglicher geworden,
aber ohne Nachtheil für den Armen. Zölle, Ungeld und Maaße seien geblieben,
wie seit vierzig Jahren. Für die Armen sei nebst dem noch dadurch gesorgt worden,
daß . . . Die Herren von der Regierung haben sich nach Schreiber mit dieser Rechtfertigung
zufriedengegeben.41 Die Argumentation des Rates mutet indessen überaus
modern an.
Der Steigerung des Steueraufkommens entsprach eine allgemeine Zunahme der
Einnahmen in diesen Jahren.42 Welche Gründe die für die städtischen Finanzen
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