Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0033
Herzogs Lodovico Sforza, des Onkels der zweiten Gemahlin König Maximilians,
mit dem Herzogtum Mailand vollzog. Auf seinen eigenen Wunsch wurde Stünzel
1500 aus dem Amt des Hofkanzlers in ehrenvoller Weise entlassen. Die Weiterführung
des Titels, der Bezug einer Pension von 300 Gulden und die weitere Führung
der Verhandlungen mit den Eidgenossen, die sich aus dem Verband des Reiches
zu lösen versuchten, wurden ihm übertragen. Bereits 1491 waren er, seine
Nachkommen und sein Bruder in den Adelsstand erhoben worden. Er fügte seinem
Namen den Zusatz „von Buchheim" bei, den Namen des Dorfes, das er mit
anderen Ortschaften der March von der Familie Schnewelin erworben hatte. Wegen
Krankheit gab er 1504 seine Verhandlungstätigkeit mit den Eidgenossen auf.
Am 2. 3. 1509 verschied er in Freiburg in dem stattlichen Hause, das er an der
Hauptstraße in der Nähe des Münsters an der Stelle der von ihm angekauften
sieben Häuser errichtet hatte. Dieses Haus beherbergte als „Basler Hof" das nach
Freiburg emigrierte Basler Domkapitel und ist heute der Sitz des Regierungspräsidiums
.

Dieser in Wissenschaft, Dienst und Staatskunst bewährte und im persönlichen
Bereich erfolgreiche Mann ist also nun neuerdings als Verfasser des anonymen Buches
der hundert Kapitel und vierzig Statuten bezeichnet worden.5 Dieser monströsen
Schrift ist vom Verfasser oder den Abschreibern ein Inhaltsverzeichnis vorausgeschickt
worden. Nach der Widmung des Buches an Kaiser Maximilian wird
ein Bild der Welt- und Heilsgeschichte entworfen, wie sie im skurrilen Kopf des
Verfassers sich darstellt. Astrologie, wie sie der dem Verfasser bekannte Astrolog
von Säckingen pflegt, bestimmt sein Geschichtsbild. Alle 960 Jahre tritt die große
Konjunktion ein, wenn sich Saturn und Jupiter in der Waage und die Sonne im
Zeichen des Widders befindet.6 Sie gliedert die Weltgeschichte in Chiliaden. Jede
Chiliade wird durch eine hervorragende Persönlichkeit, den mille maximus bestimmt
. Henoch, Japhet, der sagenhafte Belgio, Alexander, Justinian werden als
solche bezeichnet, Maximilian wird als Mille Maximus der gegenwärtigen Chiliade
begrüßt. Der Geschichtsverlauf wird in das Streckbett der Chiliaden eingezwängt.
Mit den Geschichtsereignissen hantiert der Verfasser nach Belieben. Im 7. Jahr
Abrahams soll der Bau der Stadt Trier durch Trebela, den Sohn des assyrischen
Königs Ninus begonnen worden sein. Dieser Tradition der Stadt Trier zuliebe bezeichnet
der Verfasser seine 40 Statuten als die Gebote der Trierer.

Die Deutschen erscheinen dem Verfasser als das erste, vornehmste und älteste
Volk. Adam soll die almantz sprach gesprochen haben, Alexander der Große wird
als Deutscher in Anspruch genommen. Das ganze Erdreich soll in der Deutschen
Hand kommen. Die schädliche Sprache Latein kam aus der Mörderkul der Römer.
Die Uberzeugung des Verfassers, daß aus deutschen Wesen die Welt genesen soll,
mögen den Amerikaner Norman Cohen zu der Äußerung veranlaßt haben, daß
die Schrift „in fast unheimlicher Weise den Kerngedanken der nationalsozialistischen
Ideologie entspricht.«7

Der Verfasser übt Kritik an den Mißständen der Kirche. Die zwei Millionen
Gold, die Papst Alexander VI. für die Vermählung seiner Tochter — Lukrezia Bor-
gia - mit dem Herzog von Ferrara erhalten haben soll, werden als „unser Geld"
bezeichnet. Der Kaiser soll den Papst zur Herausgabe der Ablaßgelder veranlas-

31


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0033