http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0064
Druck seitens der sich festigenden Eidgenossenschaft und seitens des neu gebildeten
burgundischen Staates der jüngeren Seitenlinie der Valois schienen im 15. Jahrhundert
diese westlichen Außenpositionen der Habsburger unhaltbar werden zu
lassen. Da veränderten die Heirat König Maximilians I. mit der burgundischen
Erbtochter Maria und der Tod Karls des Kühnen nicht nur die gesamte europäische
Situation, sondern auch die Lage Vorderösterreichs. Dieses gewann nämlich als
Bindeglied zwischen den eigentlichen Kernlanden der Habsburger und ihrem nunmehrigen
burgundisch-niederländischen Besitz eine neue Bedeutung. Maximilian I.
und seine Enkel Karl V. und Ferdinand I. wandten daher diesem Bereich ihrer
Herrschaft jetzt ihre Aufmerksamkeit wieder stärker zu und behielten ihn nach
dem Abtreten des zuletzt hier regierenden Erzherzogs Sigmund aus der Tiroler
Nebenlinie in eigener Hand. Allerdings hat die Verknüpfung der habsburgischen
Politik mit dem Reich, mit Italien, Spanien, den Niederlanden und allen Problemen
des östlichen Europa dazu geführt, daß die Vorlande und das Elsaß nur einen
der vielen Schwerpunkte der Politik dieses Hauses bilden konnten. Fast gleichzeitig
mit dem Beginn der lutherischen Reformation wurden nämlich für Karl V.
Italien und für Ferdinand L Böhmen und Ungarn zusammen mit der immer drohender
aufsteigenden Türkengefahr zu entscheidenden Problemen, so daß den
Vorlanden seitens der habsburgischen Herrscher doch nicht das Interesse zuteil
werden konnte, das sie aufgrund der geographischen Situation eigentlich beanspruchen
durften. Außerdem waren den beiden damals regierenden Habsburgern durch
ihre finanzielle Lage die Hände in starkem Maße gebunden. Kamen doch jetzt zu
den bereits von Maximilian hinterlassenen Schulden noch die Kosten für den Erwerb
der Kaiserkrone durch Karl V. und die ungeheuren Kriegskosten in Italien,
in Ungarn und im Krieg mit den Türken.
All dies hatte naturgemäß auch für Vorderösterreich schwerwiegende Folgen.
Standen hier doch oft nicht einmal die notwendigen Gelder für die dringendsten
Aufgaben der Verwaltung und die Besoldung der Beamten zur Verfügung.3 Dann
stellte der Bauernkrieg die zuständigen Behörden vor kaum lösbare Aufgaben,
denn für die Anwerbung von Söldnern und die Aufstellung von schlagkräftigen
Truppenverbänden fehlte es an allen finanziellen Voraussetzungen. So war man
gezwungen, fast tatenlos die Dinge über sich ergehen zu lassen und auf Hilfe von
anderen Kräften zu hoffen. Inzwischen hatte sich der Zorn der Bauern nicht ohne
Einfluß lutherischer und zwinglianischer Gedankengänge vor allem gegen die Klöster
gerichtet, die als Obrigkeit vieler Aufständischer dazu geradezu herausforderten
. Man erkannte, daß die in den Klöstern angehäuften Vorräte an Korn und anderen
Lebensmitteln als Verpflegungs- und Nachschubbasis für die verschiedenen
Haufen der Bauern von großer Bedeutung waren.4 Alles dies führte dazu, daß die
Forderung nach Aufhebung der geistlichen Anstalten bald allgemein erhoben
wurde.
Plan der Unterstadt Breisach
(1798, Rhein-Inspektor J. P. Wampe, GLA Karlsruhe H Breisach Nr. 7) Norden rechts. Das Kloster
Marienau hatte vermutlich westlich der Ziffer XXII seinen Platz. Gut erkennbar der Verlauf der
Stadtmauer des 14. Jahrhunderts von Buchstabe Z (Höhe des Eckartsberges) nach Ziffer XXIX (Platz des
älteren Grendeltores). Südlich Ziffer XXII war der Platz des inzwischen abgebrochenen Neutors (17. Jhdt.).
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