http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0112
Der „Peterhof" — zwischen Niemens-, Peter- und Löwenstraße, früher Absteigequartier und Verwaltungssitz
der Mönche der Benediktinerabtei St. Peter im Schwarzwald, um 1840 als weiteres Schulgebäude des einzigen
Freiburger Lyzeums (Gymnasiums) wegen des großen Schulhofes und der Nähe zur Lyzeumskirche (Univ.
Kirche) benutzt. Ausschnitt aus dem Aquarell der Stadt Freiburg von Jos. Wilh. Lerch von 1852 heute
im Stadtarchiv —. Foto: Feil
faul. Auf dem Katheder schlafend oder seine Predigt studierend, ließ er uns manchmal
den Katechismus schriftlich ins Lateinische übersetzen. Professor Joseph Karl
Rauch, ein tüchtiger Philologe aber böse Kratzbürste, befolgte die Methode, vom
Ersten bis zum Letzten die Aufgaben durchzufragen; fehlte nur ein Wort, so rief
er: „Der Folgende", und man hatte seinen Strich. Jede Unaufmerksamkeit brachte
zwei Striche. Wer am Ende des Monats die wenigsten Striche besaß, war der Erste.
So kam es, daß einmal der Dümmste, später Weinstubenbesitzer, den ersten Platz
einnahm. Er hatte in diesem Monat viele Tage gefehlt. Die Erbitterung gegen den
Peiniger war so groß, daß ältere Schüler ihm nachts auflauerten, ihn prügelten und
ihm den Hut wegrissen.
Solche Jugendbildner zu täuschen, hielten wir für keine Sünde. Fälschung von
Krankheitszeugnissen nach dem Schulschwänzen war allgemein üblich. Ein bei
einer sogenannten Fürsorgerin wohnender Schüler ging dabei folgendermaßen zu
werk: Er schrieb in seiner eigenen unverfälschten Handschrift, daß er wegen
Krankheit die Schule nicht habe besuchen können. Ein anderer setzte, während
wir an der Bank rüttelten, den Namen „Witwe Mäntele" darunter; das ergab
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