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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0166
Lanze durchstoßen wurde, steht das Heimbacher Bild am Ende einer Tradition, die bald
nach der von Karl IV. angeregten Einführung des Lanzenfestes durch Innozenz VI. 1354
ihren Anfang genommen hat. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden in Nürnberg
Herz-Jesu-Bildchen mit der heiligen Lanze durchstoßen (sog. Nürnberger Speerbildchen),
kostbares Erinnerungsstück der Pilger an die Feier des Lanzenfestes mit der öffentlichen
Präsentation der Reichsinsignien und -reliquien.

Das von Anton Merkle edierte und kommentierte „Zinsbuch Unserer Lieben Frau von
Heimbach" (S. 59 74), angelegt 1552 mit Nachträgen bis in die 70er Jahre des Jahrhunderts
, ist, zumal wenn man es nicht isoliert, sondern in Verbindung mit anderen Archivalien
auswertet, gewiß eine wertvolle Quelle zur Heimbacher Ortsgeschichte. Übrigens
spricht durchaus manches dafür, daß der bemerkenswerte Bucheinband von einem protestantischen
(Straßburger?) Buchbinder nach Straßburg verweist die zum Binden verwendete
Makulatur gefertigt und bezogen worden ist, was Merkle aus Gründen des
konfessionellen Gegensatzes ausschließen will. Das Argument sticht nicht. Denn der zur
Prägung verwendete Reformatoren-Rollenstempel (mit Bildnissen von Luther, Erasmus,
Hus, Melanchthon), der die katholischen Heimbacher ersichtlich nicht gestört hat, weist in
dieselbe Richtung: Stempel dieser Art waren selbstverständlich vorwiegend in reformierten
Gegenden verbreitet.

Von A. Merkle stammen zwei weitere Beiträge: Die kurze Abhandlung über das
„Kaplonerloch" (S. 17 20) schildert die Ermittlungen, die 1724 von Seiten der Behörden
über den tödlichen Unfall des Heimbacher Kaplans Christian Nopper angestellt wurden.
Merkles „Fragen an die frühe Heimbacher Geschichte" (S. 75 82) behandeln dagegen so
unterschiedliche Probleme wie die Herkunft des Namens Heimbach, die Lage des Königsguts
, dessen Einkünfte Ludwig d. Fr. 817 an St. Gallen schenkte, dann die Namensdeutung
des sog. Hermannsbrunnens, der Tagungsstätte des Waldgerichts, schließlich die angebliche
Schenkung des Vierdörferwaldes durch die ,Gräfin Isenburg' und die Frühgeschichte
von Galluskapelle und Liebfrauenkirche ein Katalog vielfach noch ungeklärter
Fragen, die vielleicht nie abschließend beantwortet werden können, weil die Quellenbasis
einfach zu schmal ist.

Die Reihe der Beiträge beschließt Joseph Göppert mit einem von historischen Reminiszenzen
begleiteten „Spaziergang durch Heimbach und seine Umgebung" (S. 83 100).

Abschließend seien zwei grundsätzliche Bemerkungen gestattet. Dankenswerterweise
wurde auf Quellenbelege nicht verzichtet, ein für die historische Forschung gemeinhin
selbstverständliches Verfahren, das aber von der Heimatforschung nicht selten ignoriert
wird, obwohl Nachprüfung und weitere Auswertung dadurch unmöglich gemacht werden.
Nicht befriedigen kann dagegen die hier wie sonst in heimatgeschichtlichen Publikationen
zu beobachtende peinlich genaue Art, mit der bei Zitaten die Vorlage wiedergegeben und
damit vor allem die seit der frühen Neuzeit hervortretende willkürliche Groß- und Kleinschreibung
der Quellen übernommen wird. Nur A. Merkle geht in seiner Edition den richtigen
Weg: vereinheitlichte Kleinschreibung, Namen und Satzanfänge großgeschrieben,
Satzzeichen nach heutigem Gebrauch. Erst dadurch entsteht ein lesbarer, den historischen
Anforderungen gleichwohl genügender Text (ein großgeschriebenes ,Und' oder ,Zu', ein
kleingeschriebener jgallus' besitzen weder historischen noch sprachgeschichtlichen Erkenntniswert
). Deshalb sei bei dieser Gelegenheit an die von Johannes Schultze veröffentlichten
„Richtlinien für die äußere Textgestaltung bei Herausgabe von Quellen zur neueren deutschen
Geschichte" (Blätter für deutsche Landesgeschichte 98, 1962, S. 1 11) erinnert, die
nicht nur bei Editionen, sondern auch beim Zitieren im Text beachtet werden sollten.

Hans Schadek

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