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unhandlichsten in Deutschland machen sollte. Man folgte damit allerdings wohl dem Beispiel
anderer kunsthistorischer Zeitschriften, die dieses Format mit Rücksicht auf die vorgesehene
Bebilderung wählten. Ähnliche Gründe waren wohl auch für den Freiburger Verein ausschlaggebend
, denn die Bebilderung wurde weiterhin beibehalten. Allerdings traten in zunehmendem
Maße Zeichnungen zurück und wurden durch Fotos ersetzt. Auch diese stellen
inzwischen eine wichtige Quellenart dar. Besonderer Wert wurde ferner — wie bereits erwähnt
— auf die allgemeine Aufmachung der Jahrläufe gelegt. Ihre Bedeutung kommt erst
einer Zeit verstärkter Rückbesinnung auf Werke der Vergangenheit wieder mehr ins Bewußtsein
. Eine Reihe geschickter Zeichner — darunter wieder an erster Stelle Fritz Geiges — stellte
Anfangs- und Schluß Vignetten zur Verfügung, deren Betrachtung oft zur wirklichen Freude
wird. Die Zahl der im Schau-ins-Land veröffentlichten Gedichte ließ bald nach, verschwand
aber nicht vollständig. Auch dies ein Zeichen der Zeit. Parallel dazu ging die gestreifte stärkere
Wissenschaftlichkeit der abgedruckten Beiträge. Wieder war es Fritz Geiges, der seinen
Vereinsbrüdern voranging, indem er begann, sich mit den Glasfenstern des Münsters, ihrer
Entstehung und ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Daneben standen aber auch Untersuchungen
, wie etwa die von dem Freiburger Stadtbaumeister Matthias Stammnitz über die
Festung Freiburg im 17. und 18. Jahrhundert, die auch heute noch ihren Wert besitzt, obwohl
inzwischen neues Material in reichlichem Maße beigebracht werden konnte.
Es gelang, den Ersten Weltkrieg mit Hilfe einiger Kunstgriffe zu überwinden. Dafür bedeutete
die nachfolgende Inflation eine schwerer zu nehmende Hürde. Man mußte mehrfach
zu dem Ausweg greifen, sogenannte Doppelbände herauszugeben, die jedoch den Umfang
eines Normalheftes nicht überstiegen. Nur durch Beihilfen der Stadt und gelegentlich auch
von Privatleuten, wie etwa des Fabrikanten Brenzinger, konnte die Publikationstätigkeit
aufrechterhalten werden. Die Mäzene scheinen ferner auch die materielle Basis für die größte
publizistische Aufgabe geliefert zu haben, vor die sich der alte Breisgauverein Schau-ins-
Land gestellt sah: Die voluminöse Untersuchung der älteren Glasfenster des Münsters, die
Fritz Geiges — nicht zuletzt in Abwehr der auf seine Restaurierung erfolgten Angriffe — geliefert
hat. Als Heft 56/60 wurden hier fünf Jahrläufe zusammengefaßt, d. h. die Mitglieder
mußten fünf Jahre auf die üblichen Hefte verzichten, um dann dieses Opus geliefert zu bekommen
. Durch die Aufnahme eines Werkes von mehr als 400 Großquartseiten und nahezu
900 Abbildungen war nicht nur die Kraft des Vereins überfordert, sondern auch das Wesen
einer Zeitschrift ad absurdum geführt. Dies wird daran offenbar, daß dieser Band auch als
selbständiges Werk erschien, in dem auf den Breisgauverein nicht hingewiesen wird. Allerdings
hat dafür, trotz der oft fehlenden Systematik, des oft kapriziösen Stils, der zahlreichen
Abschweifungen und Miszellen und der immer wieder hervorbrechenden Polemik hauptsächlich
gegen die Kritiker seiner Restaurierungsarbeiten der Verfasser hier ein grundlegendes
Werk geschaffen. Erst die moderne Forschung schickt sich an, mit neuen Methoden und
einer besseren Systematik über Geiges hinauszugelangen. Der Verfasser hat die Vollendung
seines Mammutbandes nicht mehr erleben dürfen. Was sich im Fehlen einer Bearbeitung letzter
Hand und vor allem im Fehlen des bei der Eigenart der Anlage dringend erforderlichen
detailierten Registers bemerkbar macht. Am meisten zu bedauern ist es jedoch, daß Geiges
nur die Fenster des Lang- und Querhauses bearbeiten konnte. Zu der beabsichtigten Bearbeitung
der Fenster des Chores ist der Hochbetagte nicht mehr gekommen.
Trotz der Veränderung der politischen Verhältnisse gelang es den Schau-ins-Land bis zum
Jahre 1942 aufrechtzuerhalten, ohne daß die NS-Zeit darin zu tiefe Spuren hinterlassen
hätte. Das erreichte Niveau konnte vielmehr gehalten werden und damit der Ruf dieser Zeitschrift
in Deutschland und im benachbarten Ausland. Als man im Jahre 1947 daran ging, die
beiden bisherigen Freiburger Geschichtsvereine zu neuem Leben zu erwecken und beide mit
einander zu vereinigen, stand es wohl von vornherein fest, daß wieder ein Publikationsorgan
zur Verfügung stehen müsse. Man gab diesem erneut den Namen Schau-ins-Land und setzte
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