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den Ritter Hans von Bolsenheim und seine Frau Ennelin, Tochter des erwähnten
Engelhard von Blumeneck.
Der neue Ortsherr stammte aus einer ursprünglich elsässischen Familie, die
aber schon lange in Breisach ansässig war und dort zu den führenden Geschlechtern
zählte. Ihn verbanden mancherlei Beziehungen zu seinem neuen Besitz. Sein
Vater Cuneman war Schultheiß der Äbtissin gewesen, seine Schwester war die
zweite Frau des Ritters Hans Schnewelin von Landeck, und seine Großmutter
Anna von Ampringen hatte Besitz in Munzingen gehabt. Er ließ die eingefallene
Kirchhofmauer erneuern, pflanzte Reben, ließ einen neuen Weiher ausgraben,
veranlaßte die Verlegung der Trotte und geriet mit all dem in Schwierigkeiten mit
der Äbtissin Menta von Rathsamhausen, die ihm, allerdings vergeblich, die Ortsherrschaft
streitig machen wollte. Er war wohl der Erbauer des Wasserschlosses,
von dem noch ein Turm steht und das erstmals 1510 als Sitz seiner Witwe erwähnt
wird. Für seine Familie und für die Ortsbewohner stiftete er 1462 zwei
Muttergottes-Pfründen. Damals war seine Frau gestorben, und er heiratete in
zweiter Ehe Barbara, Tochter des Ottman von Blumeneck und der Margaretha
Schnewelin von Landeck.
Sie wurde seine Erbin, als er um 1470 kinderlos starb. In zweiter Ehe heiratete
sie 1474 den Ritter Hans von Hüfingen gen. Schultheiss, der im Dienst der Grafen
von Tübingen gestanden hatte. Seine Familie, die mit ihm erlosch, hatte erblich
das Schultheißenamt in Hüfingen bekleidet, lebte aber schon lange in Bräunungen
. Die kinderlose Ehe wurde nicht glücklich, und seit 1488 lebte das Ehepaar
getrennt. Barbara ließ ihrem Mann bis zu dessen Tod 1504 eine Rente überweisen
, ordnete aber vorsichtig an, diese nur gegen Quittung auszuzahlen. Ihr Bruder
Caspar, Amtmann von Badenweiler sowie Pfandherr von Mengen und Tiengen
, führte für sie die Verwaltung. Offenbar war das Verhältnis zu St. Stephan
gut, denn die Äbtissin ernannte ihn zu ihrem Oberschultheißen.
In dieser ganzen Zeit tritt Breisach wesentlich stärker als Freiburg in den Munzinger
Gesichtskreis, zumal das Interesse der Freiburger Bürger an Besitz in Munzingen
fast gänzlich erloschen scheint. Eine Ausnahme bildeten 1505 die Käufe
von Adam Roth, Sohn eines Freiburger Bürgermeisters; sein Gut vererbte sich
über die Reischach später an die Schnewelin von Bollschweil. Vogt und Dorf-
gericht treten jetzt laufend auf, in den führenden Stellungen der Gemeinde sind
die Eberlin, Einliffy und Schächtelin ständig vertreten.
Am 1. Februar 1520 setzte die Witwe Barbara von Bolsenheim-Schultheiss ihr
Testament auf, übrigens bereits das dritte, und setzte als Erben ein Hans von
Schellenberg, Sohn ihrer Schwester Martha, Gervasius von Pforr und seine
Schwester Ursula von Reischach, Kinder ihrer Schwester Anna, und Ursula von
Hattstatt, Tochter ihres Bruders Caspar. Noch im gleichen Jahr kaufte Gervasius
seinen Miterben die Herrschaft Munzingen für 600 fl ab, wobei diese jedoch die
drei Silberbecher und die Kühe der Base vorbehielten. Ebenso wurden einige Liegenschaften
nicht mitverkauft, die sich noch längere Zeit im Besitz verschiedener
Erben der Hattstatt und Reischach finden.
Gervasius von Pforr stammte aus einer wohlbekannten Breisacher Familie, die
dort und in der Umgebung Besitz hatte und zu den Wohltätern des Klosters Ma-
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