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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 25
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viele andere das Haus räumen, um für die Offiziere Platz zu machen. Dieser Besuch
zog bald wieder ab, aber bis zum Mai 1744 lagen entweder Truppen im Dorf
selbst, oder es mußten die Garnisionen in der Nachbarschaft beköstigt werden.

Als dann die kaiserlichen Truppen abgezogen waren, folgte die Furcht vor den
einmarschierenden Franzosen, die aber zunächst das Dorf nicht besetzten. Anfang
Oktober kamen jedoch elsässische Handwerker und begannen mit großen
Vorbereitungen. Im Schloßgarten sowie im Mohrennest wurden Küchen gebaut,
im Schloßhof entstand ein Waschhaus, überall wurden Baracken errichtet.
Schließlich ritt unter dem Geläut sämtlicher Glocken am 11. Oktober 1744 König
Ludwig XV. mit großem Gefolge ein, um im Schloß Quartier zu nehmen. Vom
obersten Stock aus beobachtete er die Belagerung Freiburgs, und hier empfing er
auch am 5. November den Stadtkommandanten, Feldmarschall-Leutnant von
Dämmert, der wegen der unhaltbaren Lage der Festung Freiburg um Waffenstillstand
bitten mußte. Die drei anwesenden französischen Marschälle setzten dann
die Kapitulationsbedingungen auf. Der König, der an Allerheiligen eine Festmesse
in der Pfarrkirche besuchte und dabei eine große Spende gemacht hatte, reiste
zur allgemeinen Überraschung am 9. November wieder ab, ohne Freiburg besichtigt
zu haben. An seinem Besuch sind zwei schöne Legenden hängen geblieben.
Aber leider hat Ludwig XV. weder den Spargelanbau hier eingeführt, noch hat er
als Andenken an seinen Aufenthalt die vier Callot-Zwerge im Schloßhof setzen
lassen. Die Einquartierungen und Requsitionen für französische und später
kaiserliche Truppen dauerten noch bis ins Jahr 1746. Jetzt endlich seien keine
Soldaten mehr da, was seit Menschengedenken nicht mehr vorgekommen sei, verzeichnet
der geplagte Gemeinderechner Wiffel.

Erstaunlich schnell hat sich die Gemeinde von diesen Notzeiten erholt. Zählte
man 1744 noch 97 Häuser, so waren es 1789 bereits 118 mit 694 Einwohnern,
und von 6 Ochsen stieg die Zahl auf 70. 1748 wurde, nach einem guten Herbst,
eine gespaltene Glocke ersetzt, drei weitere wurden in Straßburg bestellt. 1749
baute Anton Michel ein neues Haus und erhielt die Schildgerechtigkeit gegen die
Verpflichtung, Essen und Wein zu anständigen Preisen auszugeben. Vom sog.
Bad-Hotel an der warmen Quelle, das schon im 16. Jahrhundert erwähnt wird,
heißt es aber bei P. Kreutter, es sei in Abgang geraten. 1770/71 errichtete die Gemeinde
ein neues Schulhaus, zur gleichen Zeit wurde das Schloß renoviert, eine
Orangerie gebaut und der Aufgang zum Garten neu angelegt. 1787 wurde der gesamte
Bann neu vermessen, wobei die Namen von 80 Bauernfamilien genannt
werden.

Sowohl der bäuerliche Besitz wie die Erblehenhöfe der verschiedenen Klöster
litten unter weitgehender Zersplitterung. So waren die Bodenzinse der Münsterpfarrei
auf 56 Zinspflichtige verteilt, und die Einnahmen von Günterstal setzten
sich aus 296 verschiedenen Posten zusammen. Während heute, nach der großen
Umlegung der Jahre 1953—69, 146 ha Reben angepflanzt werden, waren es zu
Ende des 18. Jahrhunderts 62, von denen 11 Bewohnern von Mengen und Tiengen
gehörten.

Spannungen scheint es wiederholt zwischen Bauern und Taglöhnern gegeben zu
haben, die aber nicht zu größeren Störungen führten. Als „verdriesslichen und

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