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mauer umschlossen war — heute Ecke Rotteckring/Fahnenbergplatz/Friedrich-
ring.91
Aufgrund dieser neuen Daten und Erwägungen könnten sich die Anfänge der
Dominikaner in der Stadt Freiburg folgendermaßen abgespielt haben: Nach der
Berufung durch Graf Egino V. und der Zustimmung zur Niederlassung durch
Bischof Heinrich von Konstanz ließen sich einige Dominikaner um 1235 in einer
provisorischen Unterkunft in oder bei Freiburg nieder; möglicherweise in dem
1238 angedeuteten und im 15. Jahrhundert bezeugten Haus im Stadtinnern beim
Martinstor92 oder, wie die Franziskaner, vor den Mauern der Stadt.93 Nachdem
sie eine offizielle Berufung durch die Stadt und die Zustimmung von Pfarrer
Rudolf für ihre Niederlassung erhalten hatten, erwarben sie sich mit Almosengeldern
ein großes, wahrscheinlich noch unbebautes Grundstück an der Stadtmauer
in der Nordwestecke der Altstadt; möglicherweise haben sie das Grundstück
als Geschenk der gräflichen Familie erhalten. Hier bei Unterlinden begannen
sie 1237 im Sommer mit dem Bau einer Kirche, um sich so schnell wie möglich
ihren seelsorgerlichen Aufgaben widmen zu können, da die Predigt und die
Spendung der Sakramente nicht nur die vornehmste Aufgabe der Bettelorden
darstellten, sondern auch die Grundlage ihrer wirtschaftlichen Existenz bildeten.94
So mieteten z. B. in Straßburg die Prediger in ihrer Anfangszeit eine Kapelle, um
sofort seelsorgerisch wirksam werden zu können.95 Im Jahr 1238 bestätigte der
zwölfjährige Graf Konrad I. den Dominikanern ihren 1237 erworbenen Besitz bei
Unterlinden und am Martinstor und befreite sie von der Zahlung des Hofstättenzinses
. Die darüber angefertigte Urkunde wurde bereits in dem Haus ,,zwischen
den zwei Bächen'4, wo die Prediger wohnten, ausgestellt. 1239 war der Kirchenbau
unter Prior Arnold bereits soweit gediehen, daß ein aus dem fconstanzer
Konvent stammender Dominikaner in dessen Chor bestattet werden konnte. Mit
Hilfe der Steinmetze der Freiburger Münsterbauhütte wurde in den folgenden
Jahren das Langhaus der Kirche und Teile des Kreuzgangs bis zum Jahr 1251
fertiggestellt.
Die ersten Freiburger Konventualen stammten zum Teil aus bereits bestehenden
Dominikanerkonventen. So wird wahrscheinlich Arnold, der erste Prior der Freiburger
Dominikaner mit dem Beinamen ,,von Trier'4 vermutlich aus dem Predigerkloster
der Stadt Trier stammen, welches schon seit 1225 bestand.96 Bei dem
1239 gestorbenen Pater Konrad handelt es sich um einen ehemaligen Prior der
Konstanzer Prediger.97 Schon in seinen Anfängen treten Mitglieder vornehmer
Familien aus Freiburg und Umgebung in das Freiburger Predigerkloster ein, z. B.
der Subdiakon Konrad Turner und ein Pater Bertold von Zähringen, die beide
vor 1246 verstorben sind.98 Ein Konrad von Tüslingen starb als Konverse zwischen
1246 und 1250;99 1270 wird ein Burkhard von Eschbach als ,,socius" des
Freiburger Priors erwähnt.100 Die Freiburger Dominikanerchronik nennt als
Nachfolger des ersten Priors Arnold von Trier zum Jahr 1268 einen Bertold von
Eschbach.101
Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts scheint das Dominikanerkloster im Leben
der Stadt eine wichtige Rolle gespielt zu haben. So treten dessen Konventualen,
vor allem dessen Prior, häufig als Zeugen bei Beurkundungen oder als Schieds-
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