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Konzipient und Urkundsperson der ersten Überlinger Appellation war ,,Hanns
Plenninger von Ulm, von kaiserlichem gewalte ain offner schriber und nottarii".
Plenninger oder Blenninger ist gewiß den bekannteren und viel beanspruchten
Konstanzer Notaren zuzurechnen, der sich auch in den Diensten der Stadt bewährte
und schließlich im Jahre 1504 Konstanzer Stadtschreiber wurde.37 Er beurkundet
1475 im Konstanzer Bistumsstreit eine Appellation der Stadt an den Papst und
1476 in gleicher Sache eine weitere Appellation wiederum an den Papst.38 Die Abfassung
von Appellationsinstrumenten erscheint überhaupt in Plenningers Notariatspraxis
bereits als gewöhnlicher Geschäftsanfall. 1469 beurkundet er eine
,,appellation und beruffung" der Konstanzer Eheleute Hans Blanck und Marga-
reth Amann in deren Rechtsstreit mit Jakob Bächler gegen ein vor nicht länger
als zehn Tagen ergangenes Urteil von Amann und Richter des Gerichts zu Mühlheim
an ,,Hansfriedrich von Krenckingen, freyherren und lantrichter in Thurgow
und die urtalsprecher desselben lantgerichts." 39 Im Jahre 1478 erklären vor dem
Notar Johannes Plenninger die Pfleger des Heilig-Geist-Spitals Konstanz ihre
Appellation an das Kaiserliche Kammergericht gegen ein im Streit mit der Sipp-
linger „gepursami" ergangenes Urteil des Hofgerichts Rottweil.40 1484 findet sich
ein weiteres Notariatsinstrument Plenningers, das wiederum eine Appellation an
das Landgericht im Thurgau zum Inhalt hat:41 Junker Hartmann Heruss aus
Mammern ist in seinem Rechtsstreit mit Hans Friermut von Wigoltingen unterlegen
und hat zunächst beabsichtigt, gegen das Urteil des Gerichts zu Wigoltingen
den „Zug" zu nehmen: ,,die (urteil) er nun zogen hab gen Pfin in den kelnhofe,
an dem selben end er sinen zug vollfirt hett, so hab im junckher Michel von Landenberg
gesumpt und im die urtalbrief nit wollen besiglen." Junker Hartmann
appelliert jetzt an das Landgericht im Thurgau.
Notariell eingelegte Appellationen an das Landgericht im Thurgau sind auch
von anderer Hand bezeugt. 1446 beurkundet Johann Sporer, ,,clericus Basiliensis
publica imperiali auctoritate et curie Constantiensis collateralis notarius juratus",
eine Appellation des Johann Lienhart in dessen Prozeß gegen Benz am Bühel
gegen einen Spruch des Gerichts zu Altnau:42
Wann ich nun und min rechtikeit durch sölich unredlich, unkrefftig und unbillich urtail und
rechtspruch wider alle Ordnung geschribens und ungeschribens rechten beswärt bin, darumb so
appellier und beruff ich egenanter Hans Lienhart mich und zuch die sach mit diser geschrifft
von der vorgemelter unredlichen und unordentlichen urtail und rechtspruch und von aller unge
rechtikeit und beschwärung, die man daruß ziehen, finden und schöpfen mag ... an das lant
gericht gelegen in dem Thürgow und die richter desselben gerichts als an das obergericht des
egenanten gerichtz und der richter zu Altnow und bit und ervordere ainist und zu dem ersten
flißlich und ernstlich und zu dem andern mal nach ernstlicher und zu dem dritten mal aller
ernstlichest mir ze geben glöbniß brief genant zu latin apostolos, ob ieman hie sig der mir sem
lieh brief geben mug oder sölli.
Auch Sporer gehört zu den renommierten Notaren, dessen Tätigkeit von außerordentlichen
Fähigkeiten zeugt.43 Er ist 1435—1468 als Kollateralnotar in festen
Diensten der bischöflichen Verwaltung, 1463—1471 amtet er auch als Notar des
Domkapitels. 1451 stellt Sporer für Rottweil einen Apostelbrief in einem Appellationsverfahren
aus.44
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