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ich es von einer alten Beschreibung von Wort zu Wort durch einen erfahreren
Schreiber habe abschreiben lassen, und in ein Buch verfasset zum Angedenken
der Nachwelt: von mir Josephus Isacus Trautenbach, den 16. Februari Anno
1777.3 Unter dem Strich fährt Trautenbach fort: ,,Diese Schrift habe ich zu Hand
gebracht von einem alten Bauersmann, wohnhaft auf der Blatten4 mit Namen
Petrus Willbert, Anno 1493." Folio 3 folgt ein neuer Abschnitt, überschrieben
„Vom Suncken oder Suckenthai." Auf Folio 4 erscheint sodann der Inhalt der
Sage:
.. bis Anno 12765 das Werk an eine Gräfliche Prizessin gefallen und ihr zu ihrem
Sitz geworden. Solche hat dann in solchem Reichthum gelebet, daß sie in allen ihrer Werken
über 300 Bergmann gehabt, solche so reichlich besoldet, daß ein Überfluß in allem zu
sehen, sie ihr Reichenthal im Namen verändert, solches Paradiesthal genannt, endlich hat
solche einen Liebhaber gefunden, so auf dem Blattengebirg 6 gewohnet und ein Sohn des
Edlen Herrn Gallartiri7 von Bostenheim oder Blattenheim mit Namen Albert.8 Dieser hat
sodann, weilen diese Jungfrau alle Gebäude gerne beisammen gehabt, von dem Blattenschloß
einen Kanal machen lassen, damit man Schmelzwerker und andere Werker könne in
dem Paradiesthal bauen und sodann von diesem Wasser alle Werker bequem führen können
... Alle Freiheit ist hier in diesem Paradiesthal (unser Herrschaft ist Richter in über
alles und ist sie zwar sehr frech und vergißt unsere Mutter Anna und Joseph völlig), bis
endlich, da alles in bestem Flor und größtem Jubel, den 15ten May Anno 12989 durch Got
tes Straf und plötzliches Ungewitter alles Volk bis auf 5 Personen zu Grund gegangen, so
daß in Zeit 5 Minuten nichts mehr von dem ganzen Werk gesehen worden, auch hernach
ein Gestank von dieser Fluth hinterlassen, daß eine ansteckende Krankheit viele Menschen
hinweggerafft. Dieses ist die ganze Beschreibung dieses Werks, beschrieben10 von einem
Hochfreyen Reymund Kramer."
Folio 7 f erscheint wieder ein Titel: „Beschreibung von dem Suckenthaler Bergwerk
." Der Inhalt der nun folgenden Seiten stellt eine Wiederholung dar, bis
dann auf Folio 9 die Sage in der Fassung, wie sie Pater Abraham a Sancta Clara
von Heinrich Spondanus übernommen und in seinem vierbändigen Werk ,,Judas
der Erzschelm ..." wiedergibt. Spondanus hingegen schöpfte sein Wissen aus
einer älteren Quelle, nämlich bei Cäsarius Baronius. Dieser Kirchenhistoriker
hatte in den Jahren 1588—1607 ein 12bändiges Werk herausgegeben. Er nannte
es: Annales Ecclesiastici a Christo nato ad annum 1198. Raymundus setzte das
Werk des Baronius fort bis zum Jahre 1565 und gab in den Jahren 1646—1677 in
Rom 9 Bände heraus.
Hinter der in der Handschrift 1603 eingeschalteten kolorierten Federzeichnung
des hintersten Hauses in Suggental, „welches bei dem Versinken unverletzt mit
der Kirche geblieben ist", trägt Folio 11 die Überschrift: „Aussage der Menschen
in dieser Gegend von dem oberen Adam Bauern Haus, so wird es genannt." Darunter
folgt die Erzählung von dem Alten, kranken Bauern und seinem Sohn, wie
sie Baader in den von ihm bearbeiteten Sagenstoff eingeflochten hat. Der Schreiber
fährt sodann in seiner Beschreibung fort: „... nach gemeinem Sag waren dazumal
bei 50 Bergoffizier und etwan bei 300 Hauer nebst lauter Häuser und
einem recht schönen Schlosse. Der Schloßplatz ist heut eine artige Matte, die zu
dem Hof, dem Sigristen Bläsi Reichenbach gehört, ist noch heut zu sehen mit
trockener Steinmauer eingemacht, man siehet noch etwelche Dulten,11 die durch
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