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Zeichnungen, sowie die Abschrift über die Seelenmesse für die Verunglückten im
Anniversarbuch des St. Margarethenstifts Waldkirch.
Die älteren Berichter, wie Baronius, Abraham a Santa Clara (1689) und P. Sul-
ger (1698) legen den Schwerpunkt ihrer Darstellung auf das Strafgericht Gottes
für den begangenen Frevel in der Mißachtung des hl. Sakraments. Wir bringen
die Darstellung von Abraham a Santa Clara aus zwei Gründen im vollen Wortlaut
. Einmal deswegen, weil der Kammerrat, Amtmann der Herrschaften Kastel-
und Schwarzenberg und Schultheiß der Stadt Waldkirch Georg Ignaz Schmidt
(geb. 1649 in Freiburg, gest. 1697 in Waldkirch) in dem von ihm im Jahre 1693
angelegten Urbar über die Einkünfte der beiden Herrschaften unter der Rubrik
„Suggental" den am Ort ältesten schriftlichen Hinweis auf die Suggental-Sage
hinterlassen hat13 und außerdem, um ein anschauliches zeitgenössisches Bild bezüglich
der Wertung des Vorgangs, wie auch der daraus abgeleiteten Ermahnungen
, zu geben.
Kammerrat Schmidt schreibt: ,,Allhier ist auch anno (die Jahreszahl fehlt!)
diese Historie, wie solche P. Abraham in den Judas der Erzschelm anziehet, be-
schehen, daß weil die Leute getanzt und dem von einem Priester vorbeigetragenen
Venerabiii keine Ehre angetan, das ganze Tal durch einen Wolkenbruch mit
Vieh, Leuten und Häusern überschwemmt worden und alles zugrunde
gegangen."
Es mag sein, daß Schmidt in die von Abraham a Sancta Clara angegebene
Jahreszahl Zweifel setzte und sie deshalb wegließ. Dieser hat als Quelle für seinen
Bericht die von Heinrich Spondanus herausgegebenen Annales Ecclesiastici herangezogen
.14 Im II. Band seines Werkes ,,Judas der Erzschelm für ehrliche Leut
oder Eigentlicher Entwurf und Lebensbeschreibung des Iskariotischen Bösewichts
...4< ist zu lesen:
Von Augspurg nemmen wir vnser Raiß nach Frey bürg / all wo vns ein jeder daselbst er-
zehlen wird / was sich An. 1346. hat zugetragen. Vnweit diser Statt war allda ein grosse
Menge deß jungen Volcks versamblet / vnd weil das helle vnd haittere Wetter ihnen auch
günstig gewesen / also haben sie ein Tanz gehalten / vnd allen Vbermuth getriben / in
wehrenden disem Freudenspil hat der Prister das Allerheiligste Sacrament zu einem
Kraneken vorbey getragen / deme sein Mösner / nach heiligem Gebrauch / mit einem
Glöckel vorgetretten / wie sie nun mehrmal ermahnt worden / daß sie sollen auffhören zu
tantzen / hat eine auß ihnen sich Gottloß hören lassen / daß ihres Vaters Schwein vil dergleichen
Glöckl am Halß tragen / da sie nun immer fort getantzt / hat sich augenblicklich
vnd vrplötzlich ein Wolcken zerthailt / vnd ein solchen Wasserguß herab geschitt / daß
hierdurch das gantze Tal alle Häuser / alle Menschen / alles Vieh jämmerlich zu Grunde
gangen / auch hat man sie todter nit mehr gefunden / außer etliche kleine Kinder in der
Wiegen / so auff den Bäumern gehenckt. So glaubst ja gäntzlich / daß vnder der Gestalt
deß vngeseyerten Brods in den Händen deß Priesters seye der wahre Lebendige GOtt
sambt seiner Menschheit / der jenige / der da richten wird die Lebendigen vnd die Todte /
vnd wie glückseelig der jenige seye / der diesen verhüten GOtt in seinem Hertzen einlosiert
mit reinem Gewissen; Dann hat Zachaeus so vil vnd herrliche Gnaden darvon getragen /
weil er nur einmahl diesen Heyland in seinem Hauß beherberget / was Hayl wird erst
einem begegnen / der öffter durch ein eyffrige Communion solches höchste Altar Ge-
heimbnuß zu sich nimbt.
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