http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0116
Der Urgraben
Im ersten Teil der Sage vom Untergang des Suggentales ist die Rede von einer
Wasserleitung, welche der Hauptmann der Bergleute mit unsäglicher Mühe habe
ausführen lassen, um die Hand der bildschönen jungen Schloßherrin zu gewinnen
. Eine Variante zu dem von Baader veröffentlichten Sagentext nennt sich Els-
bethsage und ist deswegen hier zu erwähnen, weil darin die handelnden Personen
der örtlichen Geschichte näherzustehen scheinen. Die Freiherren von Schwarzenberg
werden genannt. Am Ende aber stellt sich heraus, daß diese Lesart aus einer
älteren, von einem mit den landesüblichen Namen wenig vertrauten Bearbeiter
stammt. Von einem Ritter Kuno vom See ist darin die Rede, der sich anerboten
hatte, nach dem Willen der Freifrau innerhalb von zwei Jahren mit 300 Arbeitern
einen plätschernden Brunnen zu einem aus Glas gegossenen Basin vor dem
Schloß zu bauen. Ihm sollte als Lohn die Hand der schönen Tochter Jette zufallen
. Da Suggental selbst arm an Quellen war, soll der Ritter das Wasser vom
Kandel her geleitet haben.
Hier setzt die Geschichte ein. Am 2. Mai 1284 erlaubte Graf Egon von Freiburg
Burkard Turner, Heinrich Wollebe, Konrad Ederlin, Meister Konrad Roter-
mellin und ihren Gesellen bei den Silberbergen zu Suggental und bei des Herzogen
Berg, einen Wassergraben zu diesen Bergen über das Gut des Klosters
St. Peter zu führen.21 Kaiser Konrad II. vergabte im Jahre 1028 die Bergwerke
und Wildbänne im Breisgau und auf dem Walde dem Domstift Basel. In der Urkunde
werden ausschließlich Ortsnamen in der Umgebung von Sulzburg genannt.
Die Kaiser Heinrich IV. und Lothar III. bestätigten diese Verleihung. Als aber
die Grafen von Freiburg vom Domstift weiterbeliehen wurden, kam es zu einem
Streit mit dem Markgrafen von Baden. König Heinrich VII. von Schwaben entschied
am 1. Februar 1234 zugunsten des Grafen Egeno II. von Freiburg. In den
Bereich der ihm nunmehr zustehenden Bergrechte war auch das Tal der Elz eingeschlossen
und alles, was sich in den sich darin ergießenden Bächen oder daran
gelegenen Bergen an Gold oder Silber finden würde. Das Kloster St. Peter, über
dessen Grund und Boden der großartige Bau jenes Wassergrabens ging, war nach
dem Tode des letzten Herzogs von Zähringen an die Grafen von Freiburg gekommen
, so daß Graf Egon nicht allein in seiner Eigenschaft als Inhaber des Bergregals
, sondern auch als Herr des Klosters zu entscheiden hatte. Die Spuren dieser
Wasserleitung sind heute zum Teil noch zu erkennen und heißen Urgraben.
Hermann von Carato kommt in seinem Bericht vom 12. Juli 1786 auch ausführlich
auf den Urgraben zu sprechen. Nachdem er die ihm vorgelegten Unterlagen
über die alten Gruben für ziemlich zuverlässig befunden hat, fährt er fort:
„Eben so verlässig ist die Erzählung von dem Kanal der vom Plattenbühl
[heutzutage heißt es die Platte] bis ins Paradiesthal geführet worden, denn man
siehet ihn noch heut, und Unterzeichneter ist ihm wirklich vom Ursprung bis ins
Suggenthal, ein Weg von 2 Stund nachgegangen; die ersten Quellen, die in diesen
Kanal geführt werden, entspringen auf einer sumpfigen Wiesen, die im Wald des
dermaligen Plattenbauers liegt. Es sind aber in seiner Strecke bis ins Suggenthal
noch mehr sehr starke Quellen aufgefangen worden, mit welchem (dem Kanal)
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