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ort nach St. Severin auf dem Mauracher Bergle bei Denzlingen. Sie ist in dieser
Version neueren Ursprungs. Joseph Bader veröffentlichte sie 1873 erstmals im
Freiburger Diözesanarchiv.91 Weder bei A. Schnetzler noch bei Bernhard Baader
wird diese Sage mitgeteilt. Sankt Severin auf dem Mauracher Berg war nicht, wie
Joseph Bader schreibt, Mutterkirche für das Elztal und seine Seitentäler. Nur mit
Glottertal bestanden engere Bindungen. Innerhalb der im Breisgau liegenden und
zum Herzogtum Schwaben gehörenden Gütern waren die, welche Herzog Burkhard
I. um 918 dem von ihm und seiner Gemahlin Reginlinde gegründeten
Frauenkloster St. Margaretha in Waldkirch als Stiftungsgut geschenkt hatte.
Burkhards Nachfolger im schwäbischen Herzogtum gelang es, sich in den Besitz
der Feste Breisach zu setzen. In Breisach und Waldkirch besaß das Herzogtum
eine starke Stütze. Freiburg bestand zu der Zeit noch nicht als namhafte Siedlung
. Neben Herzog Burkhard stand aber noch eine andere Macht im Breisgau.
Es war Graf Guntram, der schon vielfach als der Stammvater des Hauses Habsburg
angesehen wurde. Er stammte aus dem Elsaß. Mitten in der Freiburger
Bucht verfügte Guntram über die beherrschende Anhöhe des Mauracher Berges.
Dieser und Riegel waren die Gegenpole gegen den herzoglichen Besitz in Waldkirch
und Breisach.92 In der Zeit, als das Kloster in Waldkirch entstand, befand
sich der Berg, auf dem St. Severin (unbekannt wann) erbaut worden war, gewissermaßen
im feindlichen Ausland. So kann diese Kirche für das Elztal niemals
Mutterkirche gewesen sein. Die Kirche in Denzlingen hingegen wird 1178 in der
Bulle des Papstes Alexander III. als Besitz des St. Margarethenklosters aufgeführt
und war 1360 Filiale der Waldkircher Kirche St. Martin und 1444 von St. Peter
vor Waldkirch.
Die Frage, wie es dazu kommen konnte, den Ort, der den Simonswäldern als
Kirchort zugewiesen war, ehe sie eine eigene Kirche hatten, zu vergessen, ist verhältnismäßig
leicht zu beantworten. Das alte Peterskirchlein vor Waldkirch wurde,
als Folge der Säkularisation, am 11. April 1808 zum Schätzwert von 143 fl 4 kr
vom Religionsfond an das Großherzoglich Badische Aerar verkauft. Das Großherzoglich
Badische Finanzministerium verfügte sodann 1820 die Profanierung
der Kirche und verkaufte sie an den ledigen Maurer Joseph Tritschler von
Ohrensbach. Dieser verkaufte sie weiter an den Maurer Jacob Willmann aus
Waldkirch. In der profanierten Kirche brach am 7. März 1822 Feuer aus und zerstörte
den Dachstuhl. Daraufhin brach Willmann die Ruine ab und machte sie
dem Erdboden gleich.93 Das Peterskirchlein war aus dem Gesichtskreis der Menschen
verschwunden und aus dem Gedächtnis der Erzählenden gewichen. Was lag
näher, als in der Sage den frommen Simon mit seinen Leuten noch einen weiteren
Weg gehen zu lassen, bis zu einem alten Kirchlein, das zwar zu jener Zeit
auch nur noch als Ruine erhalten war, aber noch sichtbar vor den Augen der Bewohner
lag.
Wenn nun, wie Röhrich schreibt, das Für-wahr-halten des Erzählten zum
Wesensmerkmal der Sage gehört und die Sage vom Erzähler und Hörer den
Glauben an die Wirklichkeit des Erzählten verlangte,94 so war es Absicht und
Aufgabe des Verfassers, zu erhellen, wo die Wurzeln des Sagengutes zu suchen
und zu finden sind. Nicht alles, was als Sage weitererzählt wurde, ist eine Sage
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