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Konrad Frick hat diese Linie dann konsequent weiterverfolgt und Freiburg hat
ihn darin tatkräftig unterstützt. So scheint der Ratsfreund und ehemalige Stadtschreiber
Meister Ulrich Wirtner 15 im Auftrag der Stadt Abt Konrad bei seinem
Vorhaben beraten zu haben, die Schutzverpflichtung des Hauses Österreich für
das Kloster durch Erzherzog Ferdinand erneuern zu lassen. Die Reise des Abtes
nach Innsbruck 1523 wurde jedenfalls von der Stadt durch Empfehlungsschreiben
, in denen hervorgehoben wird, daß dieser das Freiburger Bürgerrecht besitze,
vorbereitet und unterstützt16 — mit Erfolg. Ferdinand erneuerte das seinerzeit
von Maximilian ausgesprochene Schutzversprechen.17
Keiner der Beteiligten konnte damals ahnen, wie bald schon österreichische
Schirmherrschaft und städtische Schutzverpflichtung ihre Wirksamkeit unter Beweis
zu stellen hatten. Am 19. April 1525 drangen die Bauern des zur badischen
Herrschaft Mahlberg gehörenden Dorfes Friesenheim ,,mit gewaffneter Hand44 in
das Kloster Schuttern ein und verlangten die Annullierung eines Schiedsvertrags
von 1510, der in Streitigkeiten zwischen Schuttern und Friesenheim wegen
Allmendnutzung, Weidgang, Fischereirechten und dergleichen vermittelt hatte.
Konrad Frick willigte notgedrungen darin ein18 und verließ das Kloster.
Ursprünglich hatte er gemeinsam mit dem Abt von Ettenheimmünster auf Burg
Hohengeroldseck mit dem Klostervogt zusammentreffen wollen, der sie eingeladen
hatte, zu beraten, wie ihre Klöster vor Angriffen und Schädigungen bewahrt
werden könnten.19 Das Vertrauen in des Vogtes Möglichkeiten und Absichten
scheint indes nicht sonderlich groß gewesen zu sein. Beide Äbte zogen es jedenfalls
vor, sich nach Freiburg zu begeben, wo sie, wie weitere sechs Äbte und zahlreiche
Adelige aus dem Umkreis auch, sicheren Schutz zu finden vermeinten.20
Noch am Tag der Ankunft in Freiburg verwendeten sich Bürgermeister und
Rat der Stadt für ihren Bürger Abt Konrad beim Markgrafen Philipp von Baden:
er möge auf die Bauern von Friesenheim einwirken, wieder aus dem Kloster abzuziehen
und es künftighin unbelästigt zu lassen.21 In ähnlicher Form schrieb die
Stadt an die Amtsleute der Herrschaft Lahr, Jakob von der Alten Schönenstein
und Lienhart Leymer.22 Aus dem Schreiben geht hervor, daß das Kloster Markgraf
Philipp um schiedsrichterliche Vermittlung im Streit mit Friesenheim gebeten
hatte. Erfolg hatten diese Initiativen nicht. Am 1. Mai fiel eine bewaffnete Schar
von Bauern aus Friesenheim, Lahr, Heiligenzell, Oberweiher, Meissenheim,
Ichenheim, Dinglingen, Oberschopfheim und anderen Orten in das Kloster Schuttern
ein und besetzten es.23 Ob bei diesem und dem früheren Angriff auf das
Kloster, wie in Ettenheimmünster,24 neben rechtlichen und wirtschaftlichen
Aspekten auch kirchlich-religiöse Motive mitgespielt haben — die Kirche von
Friesenheim und zahlreiche andere Kirchen waren dem Kloster inkorporiert25 —,
kann, obwohl es Hinweise dafür gibt, derzeit nicht sicher entschieden werden.26
Der innere Zustand des Konvents war jedenfalls nicht geeignet, den Bauern
Respekt vor dem geistlichen Stand abzuverlangen und die Existenz der Mönche
hochzuschätzen.27
Daß Freiburgs Bemühungen, die Sicherheit und den Schutz des im Bürgerverband
stehenden Klosters zu gewährleisten, scheitern mußten, liegt auf der Hand,
denn jene diplomatische Flexibilität, die sich die der Reform nicht abgeneigten
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