Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 220
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Bevölkerung und das gute Auskommen der Mönche ermutigten unterdessen die
Provinzoberen, die Umwandlung der Herberge in einen satzungsmäßigen Konvent
zu betreiben. Besagter Graf Anton zeigte sich auch diesem Ansinnen geneigt
, bewilligte um 1700 die Errichtung eines Guardianats und zugleich ein festes
herrschaftliches Almosen von 2 V2 Saum Wein und 20 Klaftern Holz im Jahr und
12 Pfund Fleisch in der Woche, während die Gemeinde als regelmäßige Jahresgabe
20 Gulden für Wein und 5 Klafter Holz versprach.

Da diese organisatorische Veränderung die Anwesenheit von zwölf bis 15 Regularen
erwarten ließ, schien dem Orden der völlige Neubau einer Konventsanlage
mit Innenhof nach seinen herkömmlichen Mustern und die Abtragung des
Hospizes, wie es auf dem Menradschen Bild zu sehen ist, geboten zu sein. Die
Maßnahme verzögerte sich auf Grund der unruhigen Zeiten — inzwischen war
der Spanische Erbfolgekrieg ausgebrochen —, um dann 1709 unter tätiger Teilnahme
der Talbewohner ausgeführt zu werden.

Eine Federzeichnung in einer in der fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen
verwahrten Kapuziner-Handschrift7 vermittelt uns genaue Kenntnisse
vom Grundriß bzw. der räumlichen Aufteilung dieses Bauwerks, das neben dem
obligatorischen Refektorium und etlichen Zellen über einen ummauerten Vorhof
mit Brunnen und ein geräumiges Kellergewölbe verfügte. Eine Perspektive Außenansicht
, die Einzelheiten geboten hätte, war nicht aufzufinden. Vielleicht existiert
auch eine solche überhaupt nicht mehr. Jedenfalls läßt das, was heute noch steht,
auf eine schlichte, schmucklose Anlage schließen, ganz wie es die franziskanische
Auffassung von der Armut und die Ordenskonstitutionen forderten. Sie war wie
alle Kapuziner-Klöster konzipiert: An die einschiffige, turmlose, lediglich mit
einem Dachreiter ausgestattete Kirche waren zwei Gebäudeflüge angebaut, die
mit dem dritten den kleinen Kreuzgarten umschlossen und nur zwei Geschosse
hatten. Über die Baukosten war nichts Zuverlässiges in Erfahrung zu bringen.
Jedenfalls waren sie nicht hoch. Will man verschiedenen Vermerken Glauben
schenken, so beliefen sie sich für das einstige Hospiz auf etwa 1000 fl, für die
Kirche auf 1200 fl und für den Konvent schließlich auf 1600 fl, wobei sehr wohl
denkbar ist, daß damit nur die reinen Geldauslagen der Provinz gemeint waren
ohne die Zuwendungen Dritter.

Das 18. Jahrhundert verschonte den Konvent, der insgesamt gesehen eher
unter- als überbesetzt war, von schweren Erschütterungen. Sogar die antiklösterliche
Reformpolitik Kaiser Josephs II., die seit den 1770er Jahren den Orden in
den österreichischen Vorlanden — und nicht nur hier — schwer zu schaffen
machte und auch auf andere Territorien kräftig ausstrahlte, ging in Form eines
kurzen Gewitters an ihm vorüber. Zwar ordnete Joseph Wenzel von der fürstlichen
Reichslinie Ende 1780 die Zählung der Kapuziner in seinen Herrschaften
an mit dem Ziel, deren Zahl auf den Stand der Gründungszeit der betreffenden
Klöster zurückzuführen und dadurch den Bettel etwas einzuschränken, dekretierte
aber schon Anfang Februar des folgenden Jahres „in mildester Rücksicht auf
den löblichen Orden deren P.P. Capuciner und des von denenselben bishero in
Unsern fürstlichen Landen bezeugten ruhmvollen Seeleneifers", daß sie im gegenwärtigen
Status verbleiben konnten.8 Auch die von Joseph II. 1781 ganz im Sinne

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