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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 235
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0237
1722 ließ die Pfarrei den Kirchturm mit Kreuzdach und hübschem barockem
Dachreiter wiedererrichten. Die kartuschenartige Inschrift an der Nordostecke des
Turms erinnert daran: ^ £R

NEVERVNG
DIS THVRNS
ANNO MDCCXXII"

Im Firmbuch hält eine Notiz dazu fest, daß die Bauarbeiten kurz nach dem
St. Georgstag begonnen worden und am Allerheiligentag jenes Jahres vollendet
gewesen seien. Die Pfarrgenossen hätten sich dabei durch kostenlose Hilfsdienste
und die Beifuhr von Holz, Steinen, Kalk, Sand und anderem große Verdienste erworben
. Leider wurde der barocke Dachreiter des Kreuzdachs gegen den Willen
des Stiftungsrats 1934 entfernt und anschließend das Turmbild sehr ungünstig
verändert.

1723 beauftragte man den Basler Glockengießer Heinrich Weitenauer, drei Glocken
für den wiederhergestellten Kirchturm zu gießen, die zu Ehren der Altarpatrone
Maria, Erzengel Michael und Johannes d. T. im Kloster St. Trudpert konsekriert
wurden und am Patroziniumstag des hl. Michael zum erstenmal läuteten. Pfarrer
Wilhelm stiftete selbst die größte Glocke und hoffte, damit die ,,magna discordia
inter parochianos", die große Zwietracht unter den Pfarrangehörigen wegen der
Übertragung der alten Glocken nach Oberrotweil, beheben zu können.

Im Monat Juli begannen Arbeiten, die zeigen, daß nach dem Turmneubau das
Äußere der Kirche und der Friedhofsbereich neu gestaltet wurden. Auf der rechten
Friedhofsmauer wurden Gemälde aufgetragen (,,imagines in muro caemeterij
nostri a dextris"). Außerdem entstanden das Wandbild des hl. Michael über dem
Hauptportal. Die 38 fl Kosten hatte ein verstorbener Pfarrangehöriger hinterlassen
. Zur selben Zeit ließ man am ,,Beinhäusel'' das Jüngste Gericht anmalen
(,,extremum judicium in domo mortuorum"), wofür der Niederrotweiler Müller
Adam Eisenmann drei Gulden spendete, während Pfarrer Wilhelm den Rest
übernahm. Ein Fegfeuerbild kostete den eifrigen Seelsorger nochmals 5 fl. ,,Pic-
tor fuit Franc: Theodericus Kraus de Endingen''.

Als Meister dieser Wandmalereien, die das Kirchenäußere und das Gottesackerareal
farbenfroh geprägt haben dürften, ist demnach der Endinger Maler Franz
Dietrich Kraus verpflichtet worden. Er gehörte — ,,Lokalmaler von Schwyz" genannt
— zu einer aus Ulm a. D. in die Innerschweiz zugewanderten Konvertitenfamilie
. Von 1699 bis 1710 arbeitete F. D. Kraus in Kirchen und Kapellen des
Kantons Schwyz (Arth, Frauenkloster und Kapelle Großer Herrgott in Steinen,
Schwyz-Dorf, Steinerberg, Kindlimordkapelle bei Gersau),13 bevor er 1711 auf die
Wanderschaft zog, um in Säckingen ein kleines Oberbild für den Seitenaltar in
der Schutzengelkapelle des Fridolinsmünsters 14 zu malen und 1712 Altarblätter
für die St. Nikolauskirche von Herznach anzufertigen.15 Im Breisgau fand er dadurch
ein neues Tätigkeitsfeld und in Endingen eine Bleibe. F. D. Kraus führte
1718/21 Aufträge für das Freiburger Allerheiligenkloster und die Pfarrkirche
Zähringen aus:16 ein Bild davon findet sich heute in Buchenbach. Seine Tochter
Veronica bat am 6. September 1720 in Endingen um bürgerliche Aufnahme, die

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