Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 291
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0293
stimmte Instructionen gegeben.4 *62 Ich vermute, daß zu diesem Zeitpunkt in Freiburg
die Planänderung im Querschnitt bekannt ist.

Die Ludwigskirche zählt 1838 nicht zu den Gebäuden Hübschs, die er auf der
Grundlage besonderer Betrachtungen über Gewölbe konzipiert hat. Damit ist
aber das formale Resultat gemeint und nicht die wesentlichere formende Kraft,
der sich das konstruktive Prinzip der 1833 zur Lösung der Bauaufgabe erfolgten
Planänderung zuordne. Hübschs ,,Practische Bestimmungen über Gewölbe nebst
der Beschreibung einer Methode zur Bestimmung der erforderlichen Bogen- und
Widerlags-Stärken bei jeder Gattung und Zusammenstellung von Gewölben mittelst
eines graphischen Verfahrens*' gehen auf einen ersten Versuch 1833 zurück,
wonach er, da das Ergebnis ganz seinen Erwartungen enstspricht, die gewölbte
Kirche zu Bulach projektieren und ausführen wird.63 In der Überarbeitung des
Querschnitts zur Ludwigskirche sehe ich nicht die Rekonstruktion ,,einer byzantinischen
Kirche unter Verwendung der fagonnirten Steine*\ der Situation,
dem Zweck und Stil entsprechend modifiziert, sondern einen eigenständigen Entwurf
mit freier, ungezwungener Verarbeitung der Aufnahmepläne, Detailstudien
und Materialien im Sinne eines „frame-work", eines Erinnerungsrasters zur
Wahrung des Auftragsinhaltes. Im Verständnis eines kontinuierlichen Entwurfsprozesses
läßt sich somit der Gedanke anschließen, daß die Ludwigskirche in
einem der Architektur Hübschs unmittelbareren Zusammenhang stehe, als zur
Klosterkirche von Tennenbach.

Der Eisenlohr-Querschnitt der Tennenbacher Klosterkirche (Abb. 5) zeigt im
Hauptschiff ein mit Rippen unterlegtes Kreuzgratgewölbe, das für die Gotik später
so bezeichnend gewordene Kreuzrippengewölbe mit nur ganz gering ansteigenden
, sogenannten ungebusten Scheiteln und den Kreuzgratgewölben zugrundeliegende
, einfachere Spitztonnengewölbe in den Seitenschiffen mit demselben Anstiegsverhältnis
der Scheitellinien. In einer auf konstruktive Prinzipien zurückgeführten
Ausdrucksmöglichkeit erfährt somit der Innenraum eine Steigerung vom
Seiten- zum Hauptschiff.64 Die Schubkräfte der Mittelschiffgewölbe werden durch
die in Höhe des Obergadens ansetzenden, die Seitenschiffdächer durchbrechenden
Strebepfeiler aufgenommen und über die erheblichen Mauermassen oberhalb der
niederen Seitenschiffarkaden auf die Strebepfeiler der Seitenschiffaußenwände
übertragen. Hübsch behält im Querschnitt für die Ludwigskirche (Abb. 6) 1831
das Prinzip der das Mittelschiff überdeckenden Kreuzrippengewölbe bei, läßt die
Scheitellinien aber doppelt so steil geradlinig ansteigen. Das Gewölbe wird aber
durch die Weitung des Mittelschiffs im Ganzen flacher, was mehr Mauermasse
als in Tennenbach erfordert, damit die Kraftlinien nicht außerhalb des Mauerquerschnitts
verlaufen.

Das linke, im wesentlichen unkorrigierte Seitenschiff zeigt deshalb über den
aus Tennenbach übernommenen niederen Seitenschiffarkaden ernorme, stufenförmige
Vormauerungen vor die eigentlichen Strebepfeiler, die unverändert die
Seitenschiffdächer durchstoßen. Das rechte Seitenschiff zeigt die wichtigen Bleistiftkorrekturen
vom Spitztonnengewölbe mit niederen Seitenschiffarkaden zum
Kreuzgratgewölbe, nicht den Kreuzrippengewölben des Mittelschiffs entspre-

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