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13. Jh. in seinen Gruben jährlich etwa 1000 Mark Silber, also rund 250 kg, das überwiegend
vermünzt wurde.1 Möglicherweise stehen auch Aufstieg und Bedeutung des
Hauses Zähringen in ursächlichem Zusammenhang mit der Entwicklung der Bergbautätigkeit
. Aus verschiedenen Gründen besitzen die vielen Reviere, die sich in weitem
Ring um den Ausgang des Dreisambeckens ziehen, in ihm ihren natürlichen
Mittelpunkt. Die strategische Lage, die ausreichende Nutzwassermenge, der zentrale
Punkt aller Verkehrswege wirkten hier zusammen. Viele tausend Menschen, die direkt
oder indirekt in den Gruben beschäftigt gewesen sind, bedurften der Versorgung
mit Lebensmitteln, Werkzeugen und Kleidung.* Erze, Metalle, Pottasche und
Hilfsgüter mußten vermarktet, aber auch Kapitalien und Arbeit gehandelt, Schürfrechte
erworben und vergeben, Streitigkeiten bereinigt werden. Man kann sich dies
nicht lebendig genug vorstellen! Bergleute aber genossen besondere Rechte und Freiheiten
, wie sich häufig an den Namen von Bergorten erkennen läßt. Der Bergrichter
Hubinsack vermutet in seinem Brief an Sebastian Münster, der eingangs erwähnt
wurde, daß Freiberg in Sachsen, Freiberg im Meissischen, Freiburg im Uechtland
und Freiburg im Breisgau ihre Namen der Existenz von Bergwerken verdanken.2
Daß auch die Grundherren ihren Sitz gegen Ende des 11. Jhds. an diesen Punkt verlegten
,16 deutet nicht nur auf eine damals schon existierende, sondern bedeutsame
Bergsiedlung mit Marktcharakter hin, die sich in ihren frühesten Anfängen bereits
um die Mitte des Jahrhunderts gebildet haben kann.
Die Erzpochen und Hüttenwerke hatten mit dem Marktzentrum nichts zu tun. Sie
befanden sich stets unterhalb der einzelnen Gruben auf einer Talsohle. Sie benötigten
erhebliche Wasserkräfte, die oft künstlich herangeleitet wurden. Erinnert sei an
den Osterbach bei Birkenreute in Kirchzarten und an den Urgraben (Wuhrgraben)
in Suggental, der die Wasser des Kandel über 11 km weit heranführte. Die Beförderung
von Gütern mit Fuhrwerken bildete zu jener Zeit einen stark verteuernden Faktor
, so daß stärker noch als heute die Anlage von Produktionsstätten und Marktorten
nach Transportüberlegungen vorgenommen wurde. Bei Glashütten kam es
deshalb vor, daß man sie, wenn der Wald zu weit abgeholzt war, verlegte. Bei der
Untersuchung von Hüttenstandorten im Mittelalter muß man diese Möglichkeit
grundsätzlich in alle Überlegungen einbeziehen.
Blei und Silber als Koppelprodukte
Wohl hatte der bescheidene Bleibergbau von 900 bis 1000 n. Chr. durch die Glasfensterherstellung
einen kräftigen Impuls erhalten, der dann zur Auffindung des Silbers
geführt haben dürfte, doch muß man die Frage stellen, zu welchen Konsequenzen
und Auswirkungen dies führte. Denn Blei und Silber sind im Sinne der chemischen
Technologie Koppelprodukte, da man das eine ohne das andere nicht gewinnen
kann.
* Überträgt man die Zahlenangaben Kirchheimers7 in jene Zeit, so müßten in den 10 Revieren des Süd
schwarzwalds etwa 4 5 000 Knappen, mit Holzfällern, Köhlern, Hüttenleuten und ihren Familien
angehörigen ungefähr 15 20 000 Menschen beschäftigt gewesen sein. Der größte Teil unter ihnen be
stand aus saisonabhängige Wanderarbeitern.
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