Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 104
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0106
dessen maßgeblicher Hilfe für seine Wiederwahl im Mai entlassen hatte, wurde der
ehemalige Zentrumspolitiker von Papen neuer Reichskanzler. Dieser löste sofort
den Reichstag auf und schrieb für den 31. Juli Neuwahlen aus.

Die NSDAP, die inzwischen über den besten Propagandaapparat in Deutschland
verfügte, überzog das ganze Land mit einer Vielzahl von Parteiveranstaltungen.
Höhepunkt dieser Maßnahmen war Hitlers Flug über Deutschland, bei dem er begleitet
von einem riesigen Presserummel innerhalb weniger Tage im ganzen Land
von Wahlversammlung zu Wahlversammlung flog. Ende Juli 1932 sprach er auch
im Mösle-Stadion vor einer allerdings nicht exakt zu bestimmenden Zuhörerzahl.
Einige 10 000 dürften es wohl gewesen sein. Trotzdem war die Veranstaltung kein
voller Erfolg für die NSDAP, wenn auch die Erzählungen über Stein- und Tomatenwürfe
auf Hitlers Wagen inzwischen wohl etwas übertrieben werden.

So zitierte die Volkswacht genüßlich aus der Basler Nationalzeitung, die von
einem sehr ermüdeten und abgekämpften Hitler sprach, der nach einer zehnminütigen
Rede wieder verschwand, ohne die zum Appell angetretenen SA-Männer begrüßt
zu haben, da er am Abend noch in Radolfszell sprechen mußte. Der Schweizer
Korrespondent berichtete von einer allgemeinen Enttäuschung. „Die Erwartungen
wurden auf der ganzen Linie nicht erfüllt. Der riesige Aufwand blieb im Grunde
ohne Resonanz, weil hinter dem ganzen theatralischen Getue das Wesentliche zu
kurz kam. Die Veranstaltung blieb nur Fassade, ohne menschliche oder politische
Hintergründe. So gab es an diesem Abend nur einen Zufriedenen, und dieser Glückliche
war der Kassierer der NSDAP, der eine Rekordeinnahme einstreichen
konnte."21

Den Nationalsozialisten gelang trotz des großen Propagandaaufwandes, zu dem
seit Ende 1931 auch der in Freiburg erscheinende Alemanne, das Kampfblatt der
Nationalsozialisten Oberbadens beitrug, nicht, stärkste Partei in Stadt und Umland
zu werden, das erklärte Ziel bei dieser Reichstagswahl. Zwar konnten sie ihren Stimmenanteil
mehr als verdoppeln; dies genügte aber nicht, um das ebenfalls angewachsene
Zentrum von seiner Spitzenposition zu verdrängen. In elf Umlandgemeinden
dagegen, in denen das Zentrum bzw. der katholische Bevölkerungsanteil zumeist
keine Rolle spielte, war ihr das inzwischen gelungen.

In der Stadt gab es diesmal trotz der noch einmal deutlich gestiegenen Wahlbeteiligung
klare Verlierer, nämlich die bürgerlichen Mittelparteien, Deutsche Volkspartei
, Wirtschaftspartei und Deutsche Demokratische Partei, die sich seit 1930
Deutsche Staatspartei nannte. Diese drei Parteien repräsentierten 1924 noch über
ein Viertel aller Freiburger Wähler und 1930 waren es immerhin noch fast ein Fünftel
. Im Juli 1932 schmolzen diese Parteien gerade auf ein Zwanzigstel aller Wähler
zusammen. Selbst bei den absoluten Wählerzahlen wird dieser Zusammenbruch der
bürgerlichen Mittelparteien deutlich. Votierten im Dezember 1924 noch über 12 000
Freiburger für diese drei Parteien, so waren dies im Juli 1932 gerade noch 3 000.
Drei Viertel der Wähler waren den bürgerlichen Parteien untreu geworden. Daran
änderte auch z. B. das Engagement des Grund- und Hausbesitzervereins Freiburg
für die Wirtschaftspartei nichts.22

Selbst wenn man berücksichtigt, daß ein Teil der Wähler zur Zentrumspartei abwanderte
, bleibt ein großer Rest, der eigentlich nur zu den Nationalsozialisten über-

104


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0106