Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 110
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staatliche Machtmittel darstellte. Zum einen drohte man den Beamten damit, daß
diejenigen, die vor dem 4. März nicht in die Partei eintraten, in besonderen Listen
geführt würden,37 zum anderen gründete man eine nationalsozialistische Polizeifachschaft
unter Leitung eines Polizeileutnants.38

Während der Polizeidirektor der Stadt den Nationalsozialisten wegen seiner angeblich
engen Beziehungen zum Reichsbanner ein Dorn im Auge war und wiederholt
scharf angegriffen39 und Mitte März schließlich auch abgesetzt wurde, scheint es zu
einigen anderen führenden Polizeioffizieren der Stadt schon vor der Machtergreifung
recht gute Beziehungen gegeben zu haben. So machte der Führer der Freiburger
Schutzpolizei schon im Juli 1932 den Nationalsozialisten vertraulich Mitteilung
von einem Gespräch mit den sozialdemokratischen Führern Stefan Meier und Seger
auf der Polizeidirektion, bei dem letztere Drohungen gegen die NSDAP ausgestoßen
haben sollen.40 Ein Polizeileutnant, der kurz vor den Märzwahlen die nationalsozialistische
Polizeifachschaft gründete, bekam sogar das silberne Ehrenzeichen des
Gaues Baden, das ,,alten Kämpfern" vorbehalten war, obwohl er erst 1933 Parteimitglied
wurde.41 Vermutlich stand er schon Jahre zuvor in engem Kontakt mit der
NSDAP, trat aber wohl auf deren Anraten nicht bei, um im Polizeidienst verbleiben
zu können. Unter diesen Umständen erscheint die Behauptung des Alemannen,
,,daß schon in der Woche vor dem Wahltag sämtliche Beamten der Einsatzbereitschaft
und der in der Kaserne verwendeten Dienststellen sich zur nationalen Bewegung
bekannten und sich fast alle schlagartig der deutschen Freiheitsbewegung anschlössen
",42 durchaus glaubwürdig. Von Seiten der Polizei hatte die NSDAP also
schon vor den Märzwahlen kaum Schwierigkeiten bei der lokalen „Machtergreifung
" zu befürchten.

Diese erfolgte dann auch beängstigend reibungslos. Äußerer Anlaß für die ersten
schwerwiegenden Maßnahmen der Nationalsozialisten in Freiburg bildete die Erschießung
zweier Polizeibeamter durch den SPD-Abgeordneten Nußbaum, der bei
einer Hausdurchsuchung am 17. März 1933 die Nerven verlor.43 Nußbaum war seit
Sommer 1932 in psychiatrischer Behandlung und litt unter den schweren Angriffen
der Nationalsozialisten gegen seine Person. Ein Tag zuvor hatte beispielsweise der
Alemanne den aus dem Elsaß stammenden Abgeordneten heftig attackiert. ,,Es ist
höchste Zeit, daß solche, durch die Novemberrevolte an die Oberfläche des politischen
Sumpfes der Nachkriegszeit getriebene Zierden eines parlamentarischen
Volksvertretertums verschwinden. Wir raten diesem Volksvertreter, raschestens
freiwillig dahin zurückzukehren, wo er hergekommen ist. Oder müssen wir noch
etwas nachhelfen?"44

Dieser Vorfall war der willkommene Anlaß für die NSDAP, um SPD und KPD in
Freiburg und Baden auszuschalten und ihre Mandatsträger abzusetzen. Am 9. April
trat Oberbürgermeister Bender, durch wochenlange Angriffe des Alemannen zermürbt
, zurück. Seine Nachfolge trat der NSDAP-Kreisleiter und promovierte
Volkswirt Kerber an. In Baden legten die Nationalsozialisten, im Unterschied zu
Württemberg, keinen Wert darauf, Fachleute an die Spitze der Städte zu berufen,
vielmehr übernahmen zumeist die fachlich nicht vorgebildeten Kreisleiter zusätzlich
das lukrative kommunale Amt. In Lörrach beispielsweise wurde der Kaufmann und

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