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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 132
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0134
liehen Rektor Heidegger eindeutig war, dürfte keinen Part übernommen haben, da
er in der Frühe des 19. April sich auf eine Dienstreise (in seiner Eigenschaft als
kirchlich bestellter Denkmalspfleger) an den Bodensee begab, von der er erst am
Abend des 20. April zurückkehrte, weswegen er auch nicht an der außerordentlichen
Senatssitzung teilnehmen konnte.45

Das nüchterne Protokoll über die Plenarversammlung am Freitag, 21. April
1933 46 vermag in manchen Passagen nicht zu verbergen, daß eine schwere Erschütterung
durch die Freiburger Professorenschaft gegangen ist: erstmals waren stimmberechtigte
Mitglieder aus rassischen Gründen ausgeschlossen — von 93 Professoren
waren 13 als Juden gemäß Erlaß A 7642 beurlaubt. Nur 56 Mitglieder hatten
sich — angesichts der kurzfristigen Einladung — eingefunden, so daß eine auf 80
stimmberechtigte Mitglieder bezogene 2/3 Mehrheit (= 54) erreicht war und die
Neuwahl von Rektor und Senat satzungsgemäß erfolgen konnte. Und erstmals, wenigstens
soweit in der neueren Universitätsgeschichte nachweisbar, stand das Plenum
vor der Aufgabe, den Rücktritt eines Rektors auch unter dem Druck der Straße
entgegenzunehmen.

Rektor v. Möllendorff verlas den Erlaß A 7723, Ursache der Einberufung, berichtete
über den Besuch bei dem Hochschulreferenten Fehrle am 11. April und über die
RektorenkonfereUz vom 12. April. Im Protokoll wird dann fortgefahren: ,,Er gibt
ferner bekannt, daß der Senat in der außerordentlichen Sitzung vom 20. ds. Mts.
seinen Rücktritt beschlossen habe und bittet, auch das Amt des Rektors wieder in
die Hände des Plenums zurücklegen zu dürfen. Er dankt nochmals für das ihm
durch seine Wahl s. Zt. entgegengebrachte Vertrauen und nennt die Vorschläge zur
Neugestaltung des Rektorats und Senats wie folgt", d.h. von Möllendorff hat zunächst
keine nähere Begründung für seinen Rücktritt gegeben, die freilich in dem
Bericht über die Vorgänge immanent enthalten war, beließ es auch weiter mit dem
Vorschlag, Martin Heidegger zum Rektor, Joseph Sauer zum Prorektor, als Fakultätssenatoren
Bilz (Theol. Fak.), Rehn (Med. Fak.), Mortensen (Naturw.-Mathem.
Fak.) — wie bisher —, Eucken (Rechts- und Staatsw. Fak.), Schadewaldt (Phil.
Fak.) — neu für Pringsheim bzw. Fränkel —, als Plenarsenatoren Erik Wolf und v.
Möllendorff (für die Ordinarien) und Stieler sowie Winterfeld (für die Nichtordina-
rien) zu wählen. Im Plenum erfolgte auf Bitten des Rektors keine Diskussion, vielmehr
sollten die Fakultäten in einer Sitzungspause darüber beraten. Auf Martin
Heidegger entfielen 52 Stimmen, v. Möllendorff erhielt eine Stimme, drei Stimmenthaltungen
wurden registriert: , ,Der Vorsitzende gibt das Ergebnis bekannt und frägt
Prof. Dr. Heidegger, ob er die Wahl annehme. Prof. Heidegger nimmt die Wahl an
und dankt in bewegten Worten für das ihm durch diese Wahl entgegengebrachte
Vertrauen." Nachdem über die Senatoren en bloc abgestimmt worden war — bei
zwei Gegenstimmen wurde dem Vorschlag v. Möllendorffs entsprochen —, beantragte
Gerhard Ritter, ,,das Plenum wolle beschließen und feststellen, daß der Rektor
Prof. v. Möllendorff nicht wegen der gegen ihn gerichteten Angriffe in der Presse
zurückgetreten sei. Diesem Antrag schließt sich insbesondere Prof. Krebs (Theol.
Fakultät) an. Hierauf ergreift der Vorsitzende das Wort und gibt die Gründe seines
Rücktritts bekannt."

Die Ausführungen v. Möllendorffs sind nicht protokolliert, doch: wir kennen das

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