Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 147
(PDF, 33 MB)
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sam überzeugt sei, verstatte es durchaus nicht, auf Anstellung neuer Lehrer oder
Meister, sofern sie aus dem Universitätsfonds zu bezahlen seien, anzuraten. Dies sei
bezüglich eines Professors der Zeichenkunst umso mehr der Fall, als nicht nur laut
der in jedem Semester erscheinenden Lektionskataloge der Universitätsmaler Sauer
im Malen und Zeichnen Unterricht erteile, sondern außerdem mehrere vortreffliche
Künstler Privatunterricht gäben wie z.B. der Maler Küß wider und der Kupferstecher
Meißburger, welch letzterer eine sehr große Anzahl von Schülern habe. Demzufolge
beschloß das Ministerium am 1. Oktober 1813, daß unter diesen obwaltenden
Umständen Metzgers Anstellung vorderhand nicht anzuraten sei. Und eine Randnotiz
vom 1. August 1814, gez. Sensburg, lautet: „Diese Sache soll nach höchstem
Befehl umsomehr auf sich beruhen, als sich die ökonomischen Verhältnisse der Universität
Freiburg inmittelst noch mehr verschlechtert haben." Damit war die Sache
für Metzger erledigt.

Zum Glück hatten sich für ihn andere Wege geöffnet. Wir haben bereits gehört,
daß er sich als Kunsthändler für den Münchener Hof betätigt hat. Durch die Aufhebung
vieler Kirchen und Klöster in Toscana kamen Kunstschätze auf verschiedenen
Wegen in Umlauf. Da war es besonders der kunstbegeisterte bayerische Kronprinz
Ludwig, der spätere Ludwig I., der sich diese Situation zunutze machte. Damals
(1808) erstand Metzger für den bayerischen Hof 8 italienische Quadrocentisten
um 216 Scudi. Das Hauptstück aber war die Madonna aus dem Hause Tempi von
Raffael. Es brauchte ,,ein langes, treues und geduldiges Werben und eine Kette von
klugen Ränken", bis es gelang, dieses berühmte Gemälde für den Münchener Hof
zu erwerben. Franz von Reber, kgl. Zentralgemäldedirektor, Prof. der Ästhetik und
Kunstgeschichte in München hat im Jahrbuch für Münchener Geschichte Bd. III
(1881) diese Erwerbung ganz eingehend anhand des Briefwechsels mit Metzger geschildert
. Diese Sache hier ausführlich zu behandeln, würde zuviel Zeit in Anspruch
nehmen. Es wäre durch die Geheimnistuerei in diesem Briefwechsel ein seltsames,
freilich vielleicht ermüdendes Bild. Es scheint, daß Galerieinspektor Dillis seinem
Vertreter Metzger, wohl auf mündlichen Befehl des Kronprinzen, die Weisung gab,
das Bild nie mehr beim richtigen Namen zu nennen, sondern es als Taube mit dem
Jungen zu bezeichnen. ,,Ohne das Kennwort zu wissen, könnte man sich eher auf
der Spur einer der Liebesgeschichten des Kronprinzen glauben, wenn man liest, daß
der hohe Herr 1812 aus Innsbruck schrieb: ,,Sehnend girrt der Täuber, schon lange
über die Alpen geflogen, nach der Täubin, daß sie ihm doch endlich folgen
möge"." Die Pseudonymität mochte durch die unruhigen Zeitläufe veranlaßt sein,
in denen Brieferbrechungen und -Unterschlagungen häufig waren. Wir wollen aus
der Publikation von Reber, die übrigens bei Thieme-Becker übersehen ist, immerhin
einiges entnehmen. Es ist in den Briefen auch von der Erwerbung anderer Kunstwerke
für den bayerischen Hof die Rede, so von Ghirlandajo, dem einzigen Hoch-
altarwerk von S. Maria Novella, aus dem Besitz der Medici. Am 5. Mai 1812 schrieb
Metzger an Dillis, für den Fall, daß er nicht mehr lange in Florenz sei — er rechnete
damals noch mit seiner Anstellung in Freiburg — habe er seinen ehrlichen Hauspatron
Barchrachi, der viel auf ihn halte, eingeweiht; dessen Tochter, die Dillis gezeichnet
habe, habe mit Einstimmung ihrer Eltern ihm das Wort gegeben, ihn nach
Erlangung der Anstellung zu heiraten. Sollte dieses erwünschte Eheglück, was er

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