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sehr bezweifle, ihm zuteil werden, könne Dillis versichert sein, daß diese ansehnlichen
und wohlhabenden Leute — Metzger wohnte damals in der Via del Meleran-
cio (Nr. 4566) — anstatt seiner allen seinen Freunden mit aller Aufrichtigkeit dienen
würden. Den bisherigen Zwischenhändler habe er von dem Geschäft ausgeschlossen
, sobald er bemerkt habe, daß dieser großen Gewinn dabei zu machen suchte.
Dafür habe er die Bekanntschaft eines klugen, verständigen Abbate gemacht, der
alle Geheimnisse des Hauses Tempi kenne. Am 20. Oktober 1813 schrieb Kronprinz
Ludwig aus Augsburg an Dillis, zwecks Ergänzung der Münchener Gemäldegalerie
solle er Metzger eine Liste der fehlenden Meister schicken mit dem Auftrag, von
jedem tunlich ein Gemälde, unbezweifelt, wohl erhalten, rein, zu erwerben.,,Heute,
so schrieb der Kronprinz, geht mein abermaliges Empfehlungsschreiben an den
Großherzog ab." Metzger solle, wenn er wieder von Florenz kleine Abstecher in
dortiger Gegend vornehme, wo er erwerbbare und dessen würdige Gemälde vermute
, es von sich aus tun, ohne zu fragen. Selbstverständlich wurde Metzger für
seine Dienste anständig honoriert, wovon in den Briefen öfter die Rede ist. In Betracht
kämen in erster Linie Bilder der Florentiner Schule. Wenn von anderen Schulen
ausgezeichnete Bilder zu haben seien, solle Metzger erst darüber berichten, sie
müssen denn äußerst wohlfeil sein. Von den Florentinern aber solle er ungefragt
kaufen. Metzgertesitze in den Florentiner Meistern genügsame Kenntnis. Er solle
Nachricht geben, ob das zu Pistoja gefundene Gemälde sich als Raffael erweise. Es
ist in den Briefen auch wieder von anderen Briefen die Rede, so von einem Guer-
cino, ferner von Altoviti. Der Kronprinz fand den Preis, den Metzger für dieses
Bildnis zahlte, dessen Echtheit später angezweifelt wurde, zu hoch. Näheres darüber
erfahren wir nicht.
Kronprinz Ludwig rechnete damit, daß der bayerische Staat ihm die Madonna di
Tempi abkaufen werde. Es wäre ja bedauernswürdig, wenn Bayern dieses Kleinod
entginge. Mit dem König solle Dillis nur sprechen, wenn derselbe in guter Stimmung
sei. ,,Daß ein Herrscher sich nicht immer in solcher befinde, sei so natürlich, daß
das Gegenteil davon fast unnatürlich sein würde". In einem Briefe vom 14. September
1824 bemerkte Metzger, daß es den Italienern sehr um Geld zu tun sei, das sie
über alles schätzten. Deshalb suche er den Vermittlern klar zu machen, daß der Gegenstand
ein totes Kapital sei, von Zeit zu Zeit von seinem Wert verliere und jeden
Augenblick der Zerstörung ausgesetzt sei. Ansehnliche Galerien von allen möglichen
Meisterstücken stünden schon lange für 7 000 Luigi d'oro feil. Berühmte Galerien
könnten ohne einen einzigen Raffael bestehen, wogegen ein Bild, und wenn es
von einem Engel gemacht wäre, niemals eine Galerie ausmachen würde. Am 1. November
1824 konnte Metzger berichten, er habe wenigstens erreicht, daß der Mar-
quese Tempi nicht ohne sein Wissen anderweitig verkaufe. Zunächst aber rate er,
die beiden soeben auf den Markt gekommenen donischen Bildnisse von Raffael —
gemeint sind die Bildnisse von Angelo und Maggalena Doni — zu kaufen. Kronprinz
Ludwig ging mit Begeisterung auf diese Sache ein, und beauftragte den Historienmaler
Wagner nach Florenz zu reisen, um das Urteil Metzgers über die Echtheit
der Bilder zu unterstützen. Falls der Erwerb dieser zwei Bildnisse zustande komme,
müßte er wünschen, daß die Täubin noch lange nicht flügge werde. Wagner kam am
4. Januar 1825 nach Florenz. ,,Leider'4 (sagt von Reber), denn ,,in unbegreiflicher
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