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interessantes und anmutiges Jugendbild von Raffael und zwei der berühmtesten Bilder
des 15. Jahrhunderts von Boticelli und Philippino. Im folgenden Jahr 1829 kam
durch die Vermittlung Metzgers ein zweiter großer Ankauf für das Berliner Museum
aus dem Besitz eines Grafen Nerli zustande. Darunter befanden sich zwei Raffael,
eine Madonna von Leonardo da Vinci und 5 Bilder von Andrea de Sarto. In dem
Briefwechsel über diese Ankäufe ist wiederholt von dem sehr achtungswerten,
äußerst redlichen Kunsthändler Metzger die Rede. Die Könige von Bayern und
Preußen wetteiferten damals, wie wir sehen, um den Besitz italienischer Bilder. Die
Güte des trefflichen Metzger, so berichtete Herr von Rumohr, habe die Unterhandlung
leicht gemacht. Er sei in seinem freundlichen Sinn beim ersten Ankauf so gut
gewesen, ein frisch angekauftes Bild von Boticelli, es sogleich ohne allen Gewinn abtretend
, den übrigen Gegenständen beizugesellen. Während der Verpackung, der er
beiwohnte, habe Metzger ein bemaltes Kreuz — gemeint ist wohl ein Kreuzigungsbild
— im Geschmack der Schule von Perugia hervorgezogen und gefragt, ob er
glaube, daß es dem König oder doch den Berlinischen Kunstfreunden Vergnügen
machen würde. Es sei ihm (Rumohr) dem Gegenstand und der Schule nach interessant
erschienen, worauf Metzger es als ein Geschenk zu den übrigen Gemälden verpackt
habe. Er führe diesen Umstand an, weil wegen dieses aus kindlicher Freundlichkeit
der Gesinnung nach Berlin geschenkten Kreuzes neuerlich mehrmals ein
Vorwurf gegen ihn (Rumohr) erhoben worden sei. Aber man habe dieses Kreuz in
Berlin hübsch und interessant genug gefunden, um es wohl eingerahmt in der Kgl.
Galerie aufzustellen. Man habe ihm dort den Namen Raffael gegeben. Unter allen
Umständen sei eine Arbeit der Schule von Perugia immer des Aufstellens wert.
Auch sei es nicht sein eigener, sondern Herrn Metzgers Einfall gewesen, es nach Berlin
mitzusenden. In Florenz hatte von Rumohr den Besuch des Kronprinzen von
Preußen, dem er in vier Tagen alles Sehenswerte zeigte. Ob auch die Sammlung
Metzgers besichtigt wurde, erfahren wir nicht, es wird aber anzunehmen sein.
Wir haben Metzger als Kupferstecher, Bilderrestaurator, Verleger und Kunsthändler
sowie von der menschlichen Seite kennengelernt. Hören wir noch, was wir
von der badischen Hofmalerin Marie Ellenrieder über ihn erfahren, aus der Biographie
von Margarethe Zündorf f. Marie Ellenrieder reiste 1825 von Rom über Florenz
nach Hause in Begleitung der Malerin Katharina von Predl und dem Maler Joh.
Bapt. Maes aus Gent. Zuerst fühlte sie in Florenz eine schmerzliche Beklemmung.
„Freilich — so schrieb sie — konnte ich da noch nicht wissen, wie überglücklich ich
nach unserer Aufnahme bei dem vortrefflichen Herrn Metzger sein würde. In ihm
fand ich eine Schule von Ruhe und Weisheit, einen Ratgeber, ein Vorbild'Sie
wohnte bei Metzger in einem ehemaligen Palast der Malteserritter neben der Kirche
Allecancelli. Das Fenster ihres Zimmers öffnete sich gegen den Hauptaltar, so
spürte sie die beseligende Nähe Gottes, die sie zu hohen und schönen Gedanken
stimmte. Metzger sei ein alternder Mann. Leidend, durch harte Schicksale in sich
selbst zurückgedrängt, habe er wenig Umgang mit anderen, doch empfehle man alle
an ihn, denen man gute Aufnahme und einen freundlichen Führer in der Stadt am
Arno sichern möchte. Gespräche mit Metzger lenkten Marie Ellenrieder wieder zu
sich selbst, sie beginnt wieder aufzuhorchen und zu lernen und möchte das, was er
gesagt, nicht gegen Geld tauschen. Das Problem der Form und .Farbe wurde erör-
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