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chem Takt- und Feingefühl Merian die verschämten Armen bedacht hat, geht u. a.
aus der ferneren Bestimmung hervor: Diese sind nicht gehalten, dem öffentlichen
Aufruf zur Anmeldung zu folgen, sondern sie haben sich lediglich an den Präsidenten
der Suppenanstalt zu wenden, welcher ihre Verhältnisse prüft ... Auch die
Sorge des Erblassers, daß die Suppe von guter und nahrhafter Qualität sein soll sowie
in Portionen zu einer halben Maas in ganz genügender Quantität nach der Anzahl
der Familienmitglieder ..kommt im folgenden zum Ausdruck. — Für den
Fall, daß eine Auflösung eine dieser Stiftungen (für verwahrloste Kinder und der
Suppenanstalt) einträte, verfügt Merian, die zurückfälligen Capitalien meinen hiesigen
Stiftungen für die Dienstboten und für den Kranken-, Sterbe- und Wittwen-
Casseverein ... verwenden zu wollen.
Soweit aus den testamentarischen Verfügungen dieses in seiner detaillierten Vorsorgeart
geradezu einmaligen Philanthropen. Wir geben nunmehr in Ergänzung des
bislang Zitierten noch einige Details aus den angeschlossenen Schenkungs- und Stiftungsurkunden
hier wieder. Zunächst zur Schenkungsurkunde ,,zu Gunsten der
Freiburger Knabenstiftung'* (vom 8. April 1825): Die von dem verstorbenen Herrn
Heinrich Sautier errichtete Knabenstiftung, welche den schönen Zweck habe, dürftige
Jünglinge für ihren dereinstigen bürgerlichen Beruf und zu ihrem bessern Fortkommen
mit Prämien zu unterstützen, hat Merians vollen Beifall gefunden. Durch
Erlaß Großh. Ministeriums des Jnnern katholische Kirchensektion vom 20. Mai
1825 Nr. 5087 ist die Staatsgenehmigung zu vorstehender Schenkung ertheilt worden
. Es folgt die Schenkungsurkunde ,,zu Gunsten des Freiburger Waisen-Jnsti-
tuts": Kund und zu wissen! Durch einen am 9. Juni 1825 zwischen dem hiesigen
Ehrenbürger und Stadtrath Herrn Philipp Merian und dem bevollmächtigten Ausschuß
des Museums-Direktorii zu Stande gekommenen Kaufvertrag hat Herr
Merian eigenthümlich an sich erkauft: Das bisherige alte Museumsgebäude Nr. 316
auf dem Münsterplatze ... und nach dem Steigerungsentwurf vom 5. Mai d. J. enthält
: 1) Fünf theils gewölbte, theils ungewölbte Keller. 2) Zur ebenen Erde vier geräumige
Zimmer mit zwei Küchen, Speisekammer, Remise und Stallungen. 3) Jm
mittleren Stock einen großen und einen kleinern Saal nebst sieben andern geräumigen
Zimmern. 4) Jm dritten Stock siebenzehn Zimmer. 5) Zwei große Bühnen, sowohl
im vordem als im hintern Haus, nebst folgenden Zugehörungen: a) das Brunnenrecht
und die zu dessen Benutzung wirklich bestehenden Einrichtungen, b) Alles,
was niet- und nagelfest ist... Dazu ergänzend Heinrich Schreiber7: ,,Das Waisenhaus
, ehemals in der Löwengasse, befindet sich jetzt auf dem Münsterplaze ...
Stadtrath Philipp Merian schenkte dieses, früher der Museums-Gesellschaft dahier
gehörige Haus ... der Stiftung des Waisenhauses ... Jn diesem Hause könnten
gegen 100 Kinder untergebracht werden ... Jedes Kind hat ein besonderes Bett, und
in dem Kleiderkasten einen besondern Plaz zu den Kleidern.*'
Eine Schenkungsurkunde zwecks Aufstockung der Sautier-Reibelt'sehen Knaben-
und Mädchen-Stiftung ... mit einer weiteren Dotation von Zwölftausend Gulden
vom 15. Januar 1831 schließt an. Sodann gibt es eine Schenkungsurkunde vom
8. Dezember 1841 über 24 000 Gulden zwecks weiterem Ausbau der Freiburger
Waisenanstalt [dazu hatte Schreiber, vgl. o., ein Jahr zuvor bemerkt: ,,... die innere
Einrichtung ist bis jetzt jedoch nur zu 42 [Kindern] getroffen."]. Aufschluß-
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