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keit dieser Ratsherren festzustellen, so zeigt sich schnell, daß nicht alle Zünfte einen
weiteren Vertreter in den Rat entsenden konnten, dafür aber einige Zünfte deren
zwei. Im Januar 1388 waren es die Gerber und Maler, im Juni 1388 die Bäcker und
Gerber. Ab 1389 verstärkte sich diese Tendenz, denn nun entsandten sogar
4 Zünfte (Krämer, Metzger, Tucher und Gerber) jeweils 2 Ratsherren; 1390 waren
es dann die Krämer, Schuhmacher, Tucher und Gerber, 1391 die Metzger, Schuhmacher
, Tucher und Gerber. Diese Entwicklung benachteiligte die kleinen und
armen Zünfte der Fischer, Müller und Karrer, die sowohl zahlen- wie auch vermögensmäßig
am unteren Ende der Skala rangierten.11
Noch aufschlußreicher ist die Besetzung der Spitzenpositionen. Sie waren die
eigentlichen politischen Führungspositionen und verliehen ihren Inhabern hohes
gesellschaftliches Ansehen. Die Untersuchung ihrer Inhaber zeigt, in wessen
Händen die Führung lag und gewährt uns einen Einblick in die inneren, eigentlichen
Machtverhältnisse.
a) Die Ammeister
1. Johans Rütschin, Ammeister, 6. Januar 1388 bis 24. Juni 1388.12
Er war Mitglied der Bäckerzunft und entstammte einer alteingesessenen Handwerkerfamilie
.13 Obwohl er nur ein kleines Vermögen besaß, beschäftigte er in seiner
Bäckerei mehrere Gesellen.14 Er muß über beträchtliches soziales Ansehen verfügt
haben, denn 1386 erscheint er zusammen mit Conrat von Straßburg als Pfleger von
Clewi Roharts Kind.15 Bereits vor 1388 hatte er 1384 als Zunftmeister und 1385 als
Nachgehender Vierundzwanziger im Rat gesessen. Nach seiner Ammeistertätigkeit
war er 1388/89 mit dem Vermerk „der alt Ammeister" als erster unter den Zunfträten
aufgeführt. Während der ganzen Jahre bis 1392 erscheint er nicht mehr auf
der politischen Bühne. Sein Todesjahr ist unbekannt; als 1404 seine Ehefrau Elisabeth
eine Jahrzeit stiftet, wird er als bereits verstorben erwähnt. Sein Einfluß
könnte die langjährige Ratskarriere seines Verwandten Clewi Rütschin gefördert
haben.16
2. Johansvon Gloter, Ammeister 24. Juni 1388 bis 24. Juni 1389.
Er war Mitglied der Metzgerzunft, seit 1356 ist er als Notar nachgewiesen und stieg
nach langem Dienst in der Stadtverwaltung zum wichtigen Amt des Stadtschreibers
auf.17 Vor 1388 hatte er kein Ratsamt bekleidet; auch am 6. Januar 1388 erscheint
er nicht unter den Ratsherren. Doch muß er einer der führenden Köpfe, besonders
auf intellektuellem Gebiet, gewesen sein,18 denn als 1392 die Ammeisterverfassung
rückgängig gemacht wird, bestimmt der Stadtherr nachdrücklich, daß alle, die Ammeister
oder Schreiber in der vergangenen Zeit waren, nicht mehr in den Rat
genommen bzw. ihr Amt verlieren sollten. Nach seiner Amtszeit als Ammeister war
er 1389/90 und 1391/92 Zunftrat. Über seine Vermögensverhältnisse ist nichts
bekannt, doch erscheint er als Besitzer von 5 Häusern in Freiburg; somit kann er
nicht als unvermögend angesehen werden.19 Es ist zu vermuten, daß die einflußreiche
Familie Glotterer im 15. Jahrhundert von ihm abstammt.
3. Conrat (Cunz) von Straßburg, Ammeister 24. Juni 1389 bis 24. Juni
1390.
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