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der Bürgervereinigung und der Sozialdemokraten lehnten das Projekt ab. Der
Stadtverordnete Heppeler meinte, aus der Höhe der Bausumme müsse geschlossen
werden, daß es sich hier um einen Luxusbau, um einen Kunstbau allerersten Ranges
handle, ... Die stadträtliche Vorlage lege ferner großen Wert auf die Erhaltung
des Kunsthistorischen an dem Hause; dem müsse nun entgegengehalten werden
, daß nach der Vorlage größere Änderungen vorgesehen seien.11
Der Stadtverordnete Grumbach sagt, er sei keineswegs dagegen, daß in unsere
Zeit hinein ein Stück aus vergangenen Zeiten rage, aber es frage sich, ob mit der
stadträtlichen Vorlage auch das erreicht werde, was man bezwecken wolle. Es sei
geradezu zweckwidrig, wenn das Innere dieses Hauses verändert werde, denn gerade
das sei das Charakteristische.
Dem entgegnet der Bürgermeister Thoma, der Umbau werde keineswegs in so
radikaler Weise vorgenommen ..., wie (Heppeler) es dargestellt habe; man sei vielmehr
bemüht, das wieder in seinem ursprünglichen Zustand herzustellen, was im
Laufe der Jahrhunderte verdorben worden sei; der ganze Bau werde ein sehr harmonisches
Bild geben.
Interessant ist der Einwand des Stadtverordneten Veit, der meint: Bei dem Umbau
des Falkensteinschen Hauses werde es gehen wie mit dem Schwabentor, man
werde das Alte nicht mehr haben, sondern etwas ganz anderes ....
Seine Polemik: Die Sparkasse sei nur für die reichen Leute und deshalb müsse
man sie schön bauen, wird von dem Vorsitzenden, dem Oberbürgermeister Winterer
, gerügt. Dieser fügt an, er bedauere, daß Herr Baurat Schäfer so schlecht beurteilt
worden sei; am Martinstor habe er ein Bauwerk geschaffen, wie es wenige
Städte Deutschlands aufzuweisen haben, nun könne man einem solchen Manne
doch unmöglich zutrauen, daß er das Schwabentor verpfuscht habe. Sodann verwahrt
sich Herr Oberbürgermeister dagegen, daß mit dem Umbau des Falkensteinschen
Hauses ein Luxusbau geschaffen werde. Wo bliebe denn unser Kunstgewerbe,
wenn alle so dächten?
Nach diesen beiden vielleicht etwas nachdenklich machenden Nicht-Dementis des
Oberbürgermeisters schreitet der Bürgerausschuß zur Abstimmung und votiert mit
großer Mehrheit für das Umbauprojekt.
Bau und Ausführung
Am 9. November 1911 wird der fertiggestellte Sparkassenbau „mit einer schlichten
Feier" eröffnet. Zum Kaufpreis des Anwesens in Höhe von 310.000 Mark im Jahr
1905 waren nun Baukosten von ca. 350.000 Mark18 hinzugekommen. Auch bei den
zu diesem Anlaß fälligen Reden wird wieder der denkmalpflegerische Aspekt der
Tat in den Vordergrund gerückt. So führt Oberbürgermeister Winterer aus: Bei
der Eröffung eines neuen Gebäudes pflege man gewöhnlich in die Zukunft zu
blicken, aber in diesem Falle sei ein Anlaß gegeben, der Vergangenheit zu gedenken
. Man stehe hier auf historischem Boden und nach den bei der Restaurierung
gemachten Funden dürfe man wohl annehmen, daß schon der Gründer Freiburgs
die Mauern dieses Hauses gesehen habe.19
Und C. A. Meckel betont: Sein verstorbener Vater sowohl wie er hätten sich nur
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