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äußeren Form der Stadt im 16./17. Jahrhundert und zum möglichen Verlauf ihrer
Mauer gelesen werden. Der Eckpunkt 8 unterhalb des Niederemmendinger Tores
bzw. der Brücke, müßte demzufolge etwa der Lage des heute noch erhaltenen
„Rondells" entsprechen.
Wenden wir uns nun dem archäologischen Befund zu, bevor wir das Schicksal
der Mauer seit der Stadterhebung von 1590 zusammenfassen. Im heutigen Altstadtbereich
ist der Verlauf der Stadtmauer an zwei Abschnitten noch unmittelbar abzulesen
, wenn auch kaum noch original erhalten: Zum einen zwischen dem ehemaligen
Hochburger- und Niederemmendinger Tor im Bereich zwischen dem „Lenzhäuschen
" und dem Evangelischen Gemeindehaus — einzusehen von der Hebelstraße
aus (früher Straße hinter dem Mühlbach). Der Bestand ist hier in schlechtem
Zustand, stark überwachsen und z. T. verbaut. Zum anderen westlich vom ehemaligen
Freiburger Tor, unterhalb des Landratsamtes, bis zur Südwand der ehemaligen
Brauerei (später Fabrik O. Sick). Der früheste Emmendinger Vermessungsplan
(Abb. 4)74 zeigt deutlich den Verlauf der Mauer in diesem Abschnitt mit einem
größeren und einem kleineren „Rondell". Es ist dies der Westrand der Altstadt im
Gelände der ehemaligen Landvogtei (Abb. 6).
Die Untersuchungen vor Ort gingen aus von dem Mauerabschnitt bei dem
größeren „Rondell" (sog. „Wehrtürmle"), da dieser Bereich mit in das zukünftige
Sanierungsgebiet fällt und hier noch am ehesten Hinweise auf den ursprünglichen
Bestand der Stadtmauer zu erwarten waren (Abb. 6). Es sollten sowohl die Struktur
geklärt, als auch der weitere Verlauf der Mauer in Richtung Norden bis zum Niederemmendinger
Tor verifiziert werden, so wie ich ihn mit den überkommenen
Plänen rekonstruiert hatte. Zunächst wurden an vier Stellen rechts und links vom
„Rondell" (Abb. 7) jeweils an der Innen- und Außenseite der Mauer eine Sondage
bis unter die Unterkante der Mauersohle angelegt (Sondagen 1—4, Abb. 8—11).
Dabei stießen wir jeweils nach ca. einem Meter Tiefe auf einen unregelmäßig 5 —10
cm breiten Mauervorsprung, der die Oberkante des Mauerfußes markiert (Abb. 9
und 11 Vordergrund). Seine Unterkante ist durchschnittlich noch gut einen Meter
tiefer. Der Mauerfuß, der die statische Funktion eines Fundamentes oder Sockels
ausübt, wie auch die ersten originalen Lagen des aufgehenden Mauerwerks bestehen
aus grob gehauenen Bruchsteinen (max. 30 x 50 cm) und Schotter, die in dichtem
Verbund gesetzt sind mit nur undeutlichen Mörtelspuren. Die Mauer ist gegründet
auf anstehendem, kiesigen Flußsand und Schwemmlöß, der aus dem bereits
erklärten Schwemmland von Elz und Brettenbach herrührt. Im Außenbereich
des „Rondells" verläuft der Mauerfuß in die Mauer, d. h. schließt bündig mit deren
Außenseite ab. Die äußerste Rundung (Abb. 8) wurde nicht untergraben. Das
„Rondell" — genau genommen ein „Halb-Rondell" bzw. ein halbkreisförmiger
Schalenturm mit zur Stadt hin offener Seite — ist nahtlos mit der Mauer verbunden
, der Durchmesser beträgt sechs Meter.
Die abschließende Nivellierung des beschriebenen Mauerabschnittes75 bestätigte
die Zusammengehörigkeit der Steinlagen auf allen vier Seiten zu einem gleichzeitigen
Mauerungsvorgang, so wie sie sich schon nach dem Strukturvergleich von
Material und Technik angeboten hatte: die absolute Höhe über Normalnull (NN)
für den Mauerfuß beträgt 198,70 m mit nur unwesentlichen Schwankungen. Die
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