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Gründen" stehen —, fand sich im Fundamentbereich der Rückseite (Westwand)
leider wieder kein Hinweis, der auch nur oberflächlich betrachtet mit der ehemaligen
Stadtmauer hätte in Verbindung gebracht werden können.95 Erst nach Freilegung
der äußeren Schmalseitenfundamente im Januar 1986, im Zusammenhang
mit ihrer Sicherung und Isolierung für den Neubau einer Stadtbücherei an dieser
Stelle, wurde ein Mauerbefund sichtbar, der als der gesuchte Hinweis auf die Reste
der Stadtmauer in diesem Abschnitt bezeichnet werden darf. Auf der Nordseite des
„Schlosserhauses" weist im unteren Fundamentbereich ein Mauerzug im spitzen
Winkel in nordöstliche Richtung auf das Niederemmendinger Tor (Abb. 12), der in
keinem direkten Bezug zur Gebäudeentstehung selbst steht (zur Geschichte des
„Schlosserhauses" s. unten S. 38 ff.). Diese Mauer ist 1,30 m breit, in dichtem Verbund
mit groben, auf den Außenseiten glatten Bruchsteinen gesetzt und weist auf
der Oberfläche spärliche Mörtelreste auf. Dieser Befund deckt sich also grundsätzlich
mit dem, der für das Fundament des „Rondells" aufgezeigt werden konnte. Da
oberhalb der Unterkante der Mauer nur vier Steinlagen von insgesamt 0,50 cm
Höhe erhalten sind, ist davon auszugehen, daß der Mauerfuß bzw. der Sockel der
Stadtmauer, der beim „Rondell" gut einen Meter hoch ist, hier auf halber Höhe
abgetragen oder zerstört worden ist. Der Mauerzug bricht nach Süden im Gebäudefundament
ab und ist von diesem verbaut, nach Nord-Ost wurde er nicht weiter als
der einen Meter breite Arbeitsgraben verfolgt. Trotz mancher Fragezeichen — jedoch
„in dubio pro mure urbis" — möchte ich ihn letztlich als archäologische Bestätigung
der oben skizzierten Hypothese über den weiteren Stadtmauerverlauf interpretieren
.
Bemerkenswert, wenn auch eher irritierend als schlüssig, ist der äußere Befund
der Süd-West-Ecke des „Schlosserhaus"-Fundamentes (Abb. 13). Offensichtlich ist
das Bruchsteinfundament der Westwand in der Flucht der Südwand ausgebrochen.
Zudem setzt sich in einer Baufuge die einen Meter starke Westwand deutlich von
der gegen sie stoßenden Südwand ab, die auf der Innenseite im Keller an dieser
Stelle noch mit der Westwand verzahnt ist. Es hat den Anschein, als ob letztere
ursprünglich einen weiteren Verlauf nach Süden genommen hätte. Doch es geht
vielleicht zu weit, auch hier ein Indiz für die Substanz der Stadtmauer zu lesen, da
die Mauerstärke mit nur einem Meter deutlich von der des nachgewiesenen Stadtmauerfundamentes
abweicht. So verführerisch die Mauerform hier auch erscheinen
mag, ein weiterer „Brückenkopf" zwischen „Rondell" und Niederemmendinger
Tor ist damit archäologisch noch nicht nachgewiesen. Aber er widerspricht auch
nicht dem weitgehend hypothetischen Verlauf der Stadtmauer unterhalb des
„Schlosserhauses", so wie ihn die punktierte Linie in Abb. 6 zeigt, die sich nicht
zuletzt an den Mauerzug vor der Nordwand orientieren kann. (Abb. 12).
Im Rahmen der Untersuchungen vor Ort konnte weiterhin die Vermutung widerlegt
werden, der untere Absatz der südlichen Langseite der ehemaligen Mälzerei der
Brauerei (später Wäscherei Huber) sei Bestand der Stadtmauer (Abb. 14). Die Beobachtungen
des Baubefundes vor und während des Gebäudeabrisses im Februar
1985 brachten zusammenfassend folgendes Ergebnis: Die Sockelzone und das Erdgeschoß
auf der südlichen Langseite waren einheitlich aus grob behauenem Bruchsteinmaterial
mit Backsteinreihen als Ausgleichsschichten gemauert, auf der nörd-
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