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Stück an der Stadtmauer von ungefähr 15 Klafter wider aufzurichten.126 Diese langsame
Aufwärtsentwicklung wurde aber durch den Holländischen Krieg
(1673 —1679) und besonders durch den Pfälzer Erbfolgekrieg (1688 — 1697) wieder
entscheidend zurückgeworfen. Als 1689 auf französischen Befehl die Hochburg
gesprengt wurde, wurden noch im selben Jahr die Emmendinger gezwungen, auch
ihre Stadtmauer abzubrechen.127 Die verbliebenen Reste spielten danach keine forti-
fikatorische Rolle mehr, sofern die Mauer eine solche Funktion überhaupt jemals
ausüben konnte. In den Erbfolgekriegen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
wurde Emmendingen förmlich überrannt und befand sich danach in einem trübseligen
Zustand™ von dem es sich erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge
der Industrialisierung merklich erholte.1283
Doch trotz der relativen Bedeutungs- bzw. Wirkungslosigkeit der Emmendinger
Stadtmauer im 17./18. Jahrhundert ist letztlich noch einmal ihr Stellenwert für den
Ort selbst als der größten und wichtigsten kommunalen Bauaufgabe zu betonen,
sowohl was ihr Volumen angeht, als auch besonders ihren ideellen Rang. Die Stadtmauer
verkörperte geradezu ein äußeres Symbol der Stadtwerdung und der damit
verbundenen neuen Rechtsverhältnisse für die Emmendinger Bürger (s. Stadtordnung
, Absatz 1) und war in der ausgeführten Form deshalb weniger auf ihre praktische
Nutzbarkeit hin angelegt.
Der noch sichtbare Bestand der Emmendinger Stadtmauer bzw. das, was man so
bezeichnete, blieb in diesem Sinne immer wieder Gegenstand von meist kurzen
Vermerken in den städtischen Archivalien,129 zuletzt (?) nach der öffentlichen
Gemeinderatssitzung vom 16. April 1985. -
II. Der Befestigungsplan von 1591
Schon bald nachdem der erst 22jährige Jacob III. 1584 die Markgrafschaft Hach-
berg zugesprochen bekommen hatte, wechselte er seinen Hofstaat, zog vom Schloß
Hochberg herab nach Emmendingen und bezog dort den ehemaligen Keppenbacher
Hof hinter der Kirche, der für seine Zwecke zu einem Residenzschloß umgebaut
worden war (s. o. S. 11). Im Zusammenhang mit den Hintergründen und seinen persönlichen
und politischen Motiven, die 1590 zur Stadterhebung Emmendingens
führten, ist vermutlich auch sein ehrgeiziger Plan zu verstehen, das Städtchen mit
einer modernen Befestigungsanlage ausbauen zu wollen. Anstoß dazu mögen -
„nach sorgfältigen wissenschaftlichen Studien"130 — die früheren Reisen Jacobs
nach Italien gegeben haben, auf denen er vielleicht mit den neuen, bastionierten
Festungssystemen in Berührung gekommen ist, die dort zu Anfang des 16. Jahrhunderts
erstmals entwickelt und angewandt worden waren.131 Eine persönliche Notiz
Jacobs aus dieser Zeit ist nicht überliefert, auch fehlen uns Quellen, die ihn
selbst zu Worte, kommen ließen oder die über konkrete Pläne für die Zukunft seiner
Residenzstadt berichteten. So verbleibt uns nur besagter Plan (Abb. 16) und die ihn
begleitenden Texte, die auf das Jahr 1591 datiert sind. Es ist zu fragen, ob dieser
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