http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0042
len wurde bisher von der Anzahl dieser Gebäude, ihrer Form, ihrer jeweiligen
Funktion und Lage innerhalb des Anwesens gesprochen.
So bleibt festzuhalten: Der Grempp'sche Hof mit einer Anzahl von Gebäuden
war bereits im 16. Jahrhundert in besagtem Gebiet angesiedelt, das in etwa dem
späteren Ortssetter 316 entspricht zuzüglich des Bereiches jenseits des Mühlenbachs
(Abb. 4). Nach dem Verkauf an den Markgrafen 1588 wird hier die Landvogtei einquartiert
, am ehesten wohl im Haupt- bzw. Wohngebäude des Hofes. Von Um-
oder Anbauten aus dieser Zeit wissen wir nichts. Nach 1590 wird dann die Stadtmauer
errichtet bzw. erneuert, die offensichtlich das Gutsgelände durchlief. Es
erscheint unwahrscheinlich, daß in dieser Phase das Landvogteigebäude durch die
Stadtmauer von der Verbindung mit der Stadt getrennt wurde, was zur Folge
gehabt hätte, daß es sich jetzt in der Tat „außerhalb der Stadt", d. h. jenseits der
Stadtmauern befunden hätte; denn bekanntlich erfüllt eine Stadtmauer auch die
Funktion, das besondere steuerrechtliche Gebiet und den Friedensbezirk einer Stadt
zu markieren,154 und darin mußte eine Landvogtei unter allen Umständen integriert
sein.
Für die Zeit des 17. bis 19. Jahrhunderts ist den Archivalien im übrigen kein Hinweis
auf den konkreten Verlauf der Stadtmauer im Landvogteigelände und einer
eventuellen Verbindung mit dem „Schlosserhaus" zu entnehmen (s. o. S. 23 f.).
Hier ist noch einmal darauf hinzuweisen, daß das Gelände südwestlich des
,,Schlosserhauses" — umflossen von Mühlenbach und Bretten — von jeher als
Überschwemmungsgebiet für Überbauungen ungeeignet war (s. o. S. 17). Große
Hochwasserschäden in Emmendingen sind noch für die Jahre 1778155 und 1816156
überliefert. Aus diesem Grunde wurde auch die „Vorstadt" Emmendingens seit
der Mitte des 18. Jahrhunderts vor das Niederemmendinger Tor gelegt und entwickelte
sich die Stadt von dort aus weiter in nordwestliche Richtung.157 In der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts war jedenfalls der Garten der Landvogtei nachweislich
hinter dem Stadtrondell',158 gemeint ist damit der heutige Goethepark. Eine
Gartenanlage ist auch auf dem Gemarkungsplan von ca. 1770 in diesem Bereich erkennbar
(Abb. 2).
Im Jahr 1778 ging die Landvogtei wieder in Privatbesitz über, als der damalige
Markgraf Karl-Friedrich das Anwesen an den Hofrat und Oberamtmann Johann
Georg Schlosser verkaufte.159 Ob es sich dabei tatsächlich noch um den Gebäudebestand
des alten Grempp'schen Hofes handelte ist zumindest fraglich, bedenkt
man allein die verheerenden Folgen der Kriege des 17./18. Jahrhunderts. Im
Emmendinger Brand Assecurations Buch von 1780 ist das gesamte Anwesen
Schlossers wie folgt aufgelistet: Eine Behausung im Winkel, so das ehemalige
Landvogtei Hauß wäre und nebst allen hiernach beschriebenen Gebäuden mit
Mauern umgeben ist,160 Es folgen die Veranschlagungen für das Wohnhaus, Stallungen
und Remise, Scheuer samt Schopf, ein zweistöckiges Bauch- und Waschhaus
, Schweine- und Geflügelstall und ein Holzschopf. Die Kennzeichnung mit
Mauern umgeben legt die Vermutung nahe, daß das Gut noch z. Zt. Schlossers -
später taucht dieser Zusatz nicht mehr auf — vom Wohnhaus ausgehend in östliche
und südliche Richtung, d. h. Richtung Innenstadt, zur Nachbarbebauung durch
eine Hofmauer abgeschlossen war, wodurch sich ein platzartiger Innenhof vor der
40
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0042