http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0128
denverkehrssituation. Man sprach 1933 vom „wunderschön gepflegten Stadtgarten
" oder 1938 vom kleinen Stadtpark, den man nicht missen möchte, da er so
mühelos zu erreichen ist und eine stille grüne und blühende Insel in der verkehrsreichen
Stadt darstellt.136 Ergreifend ist der Bericht vom 16. August 1944 „Sommerlicher
Stadtgarten in Freiburg. Heute, wo er still geworden, werden Erinnerungen
an bunte Bilder wach".137 Dort liest man u. a.: Klein aber fein!, so könnte man diesen
schönen Park kurz charakterisieren. Vielleicht liegt gerade ... in der Häufung
von so viel Naturschönheit und Gartenkunst auf verhältnismäßig kleinem Räume
der fesselnde Reiz des Freiburger Stadtgartens. Seine herrliche und so bequeme
Lage inmitten der Stadt und doch abseits von allem Lärm, wie auch seine so überaus
glückliche Rolle als Zugang ... nach dem unmittelbar hinter ihm aufsteigenden
Schloßberg, der beim ersten Blick als eine mit dem Park geschlossene Einheit erscheint
, erklären seinen starken Besuch und seine große Beliebtheit. Der Stadtgarten
ist, wenn er auch im Laufe der Jahrzehnte seine Gestalt wiederholt verändert
hat, zu einem nicht mehr wegdenkbaren Begriff für die Freiburger und zu einer
jener angenehmen Erinnerungen geworden, die auch der anspruchsvolle, vielgereiste
Fremde nicht vergißt . .. Immer ist er eine Insel des Friedens, in den man
gerne aus dem Lärm und der Hast des Tages eintritt und in seiner Stille und Schönheit
sich erholt. Wenig später ging dieser Garten in Feuersturm des 27. November
1944 dahin. Die Schöpfung Schmögers und Schimpfs war ein Trümmerfeld. Der
Stadtgarten war total zerstört.1™ Erst 1948 wurde wieder mit der Herrichtung anläßlich
der zweiten Badischen Industrie- und Gartenbauausstellung begonnen.
Unter Einsatz des gesamten Amtes, wobei auch das Verwaltungspersonal mit Hand
anlegte, wurde zunächst ein Teil des Stadtgartens von den Trümmern gesäubert.1^
Nun konnte die alte Tradition der Gartenstadt Freiburg wieder aufgenommen werden
, jetzt mit den Überlegungen und Erfahrungen über das Grün im modernen
Städtebau. 1951 wurde auf dem Gelände des Anzuchtsgartens an der Schwarzwaldstraße
die Gewächshäuser mit einer Glasfläche von 1.800 qm neu erbaut. Mit dem
Neubau der Gewächshäuser und Werkstätten (1952) hatte das Gartenamt seine
Mitte zurückerhalten.1™ Die Geschichte des Ringen um die Errichtung (1886 -
1888), Umgestaltung (1919 — 1927) (Abb. 12) und den Wiederaufbau (seit 1948)
und die der Annahme dieser Stätte als Platz des Friedens, spiegelt wieder die Hoffnungen
und Wünsche Freiburger Bürger, ihrer Vereine und der Stadt. Ein Ort
menschlicher Kommunikation sollte geschaffen und stets liebenswert erhalten werden
. Knappe Geldmittel für die Ausführung waren der ständige Begleiter. Der
Wunsch, Menschen in Not durch Arbeit beim Ausbau zu helfen und durch seine
Schönheit nach der Fertigstellung, waren ein wesentlicher Ansatz aller Bemühungen
. Dies war immer wieder gelungen. Es lohnt sich, wie Ingeborg Krummer-
Schroth meint, durch diese moderne Anlage spazieren zu gehen.141 Dies kann als
Aufforderung für den nach den Kriegswirren entstandenen Garten gelten, aber
auch für alle Schöpfungen Schmögers und Schimpfs, die nun in der Erinnerung mit
aufgehoben sind.142
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