Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0148
gab, wird in den schriftlichen Quellen zumeist als alten Kentzingen bezeichnet.104
Kloster Tennenbach besaß Güter in veteri Kentzingen, in alten Kenzingen in
villa . . ., Kloster Sölden in antiquo Kentzingen.105 Mehrere Quellen nennen die
Siedlung einfach nur dorf.106

Eines der interessantesten und schwierigsten Probleme stellen sicherlich die
kirchlichen Verhältnisse in der Kenzinger Gemarkung dar.107 Als im 12.
und 13. Jahrhundert die Welle der Stadtgründungen das Oberrheingebiet erfaßte,
war ein dichtes Netz von Pfarreien bereits vorhanden. Die Pfarrei ging überall der
Stadt eindeutig voraus.108 Die Gründung einer Stadt erfolgte nicht in einem
herrschafts- oder rechtslosen Raum, sondern mußte auf die kirchliche Situation
Rücksicht nehmen. Alte Pfarrsprengel blieben auch nach der Stadtgründung bestehen
, so daß die alte Dorfkirche oftmals weiterhin für die Bürger der Stadt zuständig
war. Wurde, wie beispielsweise Endingen, ein Dorf zur Stadt erhoben, so
konnte die alte Pfarrkirche (St. Peter), die damit innerhalb der neuen Stadt lag,
problemlos weitergenutzt werden. Bei Neuanlage einer Stadt neben einem vorhandenen
Dorf besuchten die Einwohner der Stadt oftmals die bestehende Dorfkirche
weiter.109 Teilweise wurde bei Gründung einer Stadt zugleich ein Platz für eine neue
Kirche ausgespart, wie in Freiburg i. Br., Reutlingen, Überlingen, Villingen und
Kenzingen.110 Die Errichtung einer neuen Kirche innerhalb der Stadtmauern berührte
aber die kirchenrechtliche Situation oftmals nicht, so daß, wie in Villingen,
die alte Dorfkirche Pfarrkirche mit Friedhof blieb und die Stadtkirche nur Filial
wurde.111 Allerdings war auch möglich, daß, wie im Falle Freiburgs, die neue
Kirche kurze Zeit nach der Errichtung Pfarrkirche wurde.

Als die Stadt Kenzingen 1249 neu und relativ planmäßig angelegt wurde, sparte
der Üsenberger, ähnlich wie die Zähringer in Freiburg und Villingen, einen Platz
für eine neue Stadtkirche aus. Während das Freiburger Münster vermutlich
schon kurz nach der Gründung der Stadt Pfarrkirche wurde, gelang dies in Villingen
erst nach Jahrhunderten. Ein von Georg Tumbült zusammengestelltes Verzeichnis
über „Die Einkünfte der jetzt nach Baden gehörigen Pfarreien und Pfründen
des ehemaligen Bistums Konstanz um das Jahr 1275" erhellt die kirchlichen
Verhältnisse einige Jahre nach der Stadtgründung.112 Während für Endingen nur
die St. Peterskirche (St. Martin war Filial von Riegel) und für Villingen ebenfalls
nur die Altstadtkirche als Pfarreien genannt werden, führt das Verzeichnis für Kenzingen
drei Pfarrkirchen an: Frauenmünster infra muros, St. Georg im Dorfe Kenzingen
, St. Peter im Dorfe Kenzingen}11 Demzufolge scheint die Stadtkirche rechtlich
von den beiden älteren Pfarreien im Dorf geschieden und schon recht bald
nach der Stadtgründung zur Pfarrkirche erhoben worden zu sein, obgleich die beiden
Dorfkirchen ebenfalls weiterhin Pfarrkirchen blieben.114 Am 13. Februar 1507
wurde die Stadtkirche ausdrücklich als Pfarrkirche bezeichnet: in unser lieben
frown münster in pffarkilche zu Kenzingen.115 In Kenzingens Gemarkung lag somit
der außergewöhnliche Fall vor, daß zunächst drei Pfarrkirchen nebeneinander bestanden
.116 Wie ist nun die Situation um St. Peter und St. Georg nach der Stadtgründung
zu sehen?

Beide Dorfkirchen bestanden neben der neuen und bedeutenderen Stadtkirche
weiter. Am 12. Juni 1395 verkaufte Rudolf von Gewilr, ein Einwohner der Stadt

146


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0148