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Ellmers138 weist auf den Wechsel von Begriffen hin, ohne daß sich die Schiffbautechnik
gewandelt haben muß: die Zille,139 ein Flußnachen, ein Flußboot, statt
naviceila oder der Nachen von navis. Größere Kriegsschiffe der Römer, auf
dem Rhein aus der Literatur wohl bekannt, dürften rheinaufwärts über Straßburg
nicht hinausgekommen sein.
Geblieben ist bis heute der W a i d 1 i n g, der nicht erst eine Erfindung des 15. Jh.
ist141 und prahmartig noch heute gebaut wird.142 Er ist dem Ursprung nach die alte
Schalte, die mit Bug und Heck an den zahlreichen Fluß- und Inselufern anlaufen
konnte (Abb. 9), ohne daß besondere Anlagen notwendig waren. Er findet
sich noch heute an den Rheinufern, im sog. „Taubergießen" bei Wyhl/Breisgau,
auf den Alt-Rheinen ebenso wie auf der III im Elsaß; auch auf den Seen ist er das
vertraute alte Fischerboot.143 Die Schalte dürfte ihren Namen aus „scafa", der
Nachen, erhalten haben.144 Ahd. bietet sich auch ein „scaltan" an, d. h. stoßen, abstoßen
, staken (Abb. 10). Der Ausdruck „ich schalte", d. h. ich führe gegen den
Strom, ist bezeugt.145
Wohl mehr auf fränkischer denn auf friesischer Entwicklung beruht der
Holk/(H)01ch; er war aus dem Einbaum entwickelt und, da mit geringem
Kiel, für den Flußbetrieb sehr geeignet. Sein Name hat sich auch in der Siebenbürgischen
Sprache, aus der fränkischen abgeleitet, erhalten.146 Der „Scheich" und die
„Schniggen" sind in ähnlicher Bauweise gefertigt worden.147
An dieser Stelle sei auch noch der Hund erwähnt. Er scheint mehr ein Fährschiff
in einer Breite, die Karren tragen konnte, gewesen zu sein.148 Der Blansinger
Sparren149 ähnelte mehr diesem Floß, das durch die schweizerische Lauertanne
schon im Breisgau bekannt war.150 Als weitere Bezeichnung ist der
Schokker bekannt.
Will man die Flußschiffahrt im Breisgau für das Frühmittelalter richtig einschätzen
, muß an den Erfahrungsaustausch und den Nachahmungstrieb erinnert
werden. Durch ausgedehnte Reisen, z. B. des Basler Bischofs Hatto mit einer Gesandtschaft
nach Konstantinopel im Jahre 811, wurde die Schiffbaukunst des Mittelmeeres
erkundet. Das Nutzungsrecht des Klosters St. Gallen auf Schiff-Bauholz
um 890151 ist auch erfolgreich andernorts eingesetzt worden.
Die rechts- und linksrheinischen Straßen, schon aus römischer Zeit bekannt,152
und die Zubringerstraßen nach Westen und Osten ergänzten diesen vielbenutzten
Wasserweg und regten zu feststehenden Länden und Anlegestellen an. Auf der
Strecke zwischen Breisach und Basel sollen die in fast regelmäßigen Abständen sich
gegenüberliegenden Ortspaare aufgelistet werden; z. T. wurden Kirchenpatrozinien
und alte Grundbesitzer beigefügt:
a) — Biesheim (St. Johannes d. T.)153a
10. Jh., Bezenesheim, Ebersmünster
— Breisach/Hochfelden (St. Stephan, Verena)
b) — Geiswasser, früher Gießwasser (St. Fridolin)
Der Bann bildete eine Rheininsel; war mit Biesheim Amtsgut des Reichsschultheißen
von Breisach
— (H)Achheim (St. Peter, St. Nikolaus)
789 Cod. Lauresh.; mehrfach weggeschwemmtes Dorf westl. Rimsingen
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