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und erscheint so als dem Kloster zugehörig. Ob die Stadt, die erst am 8. August dieses
Jahres Stadtrechte erhielt, bereits eine eigene Schule unterhielt, dürfte nach Lage der
Dinge kaum anzunehmen sein.28 Hingegen treffen wir im Gefolge der Äbtissin Anastasia
, Pfalzgräfin von Tübingen, am 24. August 1406 auf Ulrich von Sulzbach,
Schulmeister und Stadtschreiber von Waldkirch.29 Wenn sich aus der Personalunion
des Schulmeisters mit dem Amt des Stadtschreibers noch nicht eindeutig eine Verbindung
zwischen Kloster und Stadt nachweisen läßt, so deutet sie hier schon an, was
wenige Zeit später und bis zur Auflösung des Stifts nachzuweisen ist, nämlich die
gemeinsame Trägerschaft der Waldkircher Schule.
Die Personalunion des Schulmeister- mit dem Stadtschreiberdienst dauerte bis zum
Jahre 1558 an. Die Dienstleistungendes Stadtschreibers für das Stift waren sehr vielfältig
. Eine Entzifferung der Stadtschreiberbezüge, wie sie um das Jahr 1470 gültig
waren, gibt davon ein beredtes Beispiel. Im Roten Buch der Stadt30 sind sie aufgezählt
. Unter dem Titel Von der Stifi und sunst steht zu lesen:
Item gehört ihm von der Stift IUI Gulden, für jeden Gulden 11 lh Schilling.
Item weiter II Saum Wein.
Item VIII Mutt Roggenkorn.
Item von jedem Kapitel 1 Schilling, sind vier Kapitel des Jahrs.
Item von jedem quaestionieren der Station in der Kapelle haltet VI Pfennig.
Item von der Kirchweih in der Kapelle VI Pfennig.
Item von den Kirchweihungen im Spital von jeder VI Pfennig.
In dieser Aufzählung der vom Stift dem Stadtschreiber zu reichenden Bezüge sind
die drei ersten Posten Vergütungen für den Schuldienst. Es bestätigt sich damit die
Vermutung, daß Stift und Stadt gemeinsam Schulherren waren. Daß dem Stadtschreiber
zu jedem Kapitel ein Schilling gereicht wurde, deutet darauf hin, daß er als Protokollführer
bei den Kapitelsitzungen tätig war.31 Bei Gottesdiensten in der Kapelle
handelt es sich um die Stadtkapelle Unserer Lieben Frau, die seit dem Anfang des
14. Jahrhunderts am Eingang zur Stadt neben dem Zimintor stand und noch steht.
Das St. Nikolausspital lag vor der Stadt. In seiner Kirche wurden alljährlich vier,
später sogenannte Kirchweihen abgehalten. Bei dreien von ihnen handelte es sich um
Patrozinien zu Ehren des hl. Geistes, der hl. Maria Magdalena und des hl. Nikolaus.
Lange nach der 1558 vollzogenen Trennung der Stadtschreiberdienste von dem des
Schulmeisters waren Unstimmigkeiten zwischen dem Stift als Teilherr der Schule und
dem als Organist angestellten Lehrer Johann Arnold, (gest. 1590) festzustellen. Bei
der Stadt war man 1574 mit den Leistungen des Schulmeisters Arnold unzufrieden.
Dies gab beim Stift Veranlassung zu einem Buchvermerk.32 Diesem nach hatte es
Magister Michael Eisenmann, als er 1558 seinen Dienst als Stadtschreiber antrat, der
Schul sich nit beladen wollen. Man habe ihn auch nicht dazu zwingen wollen. Vor
ihm ist allweg der Schuldienst dem Stadtschreuber zugestanden und hat sich ein Offi-
ciator mit beiden Salerijs wohl bestehen können. Als Nachfolger im Schuldienst kam
sodann Johann Arnold, der auch ein Organist war. Er, wie auch sein Bruder, konten
sich wohl mit beiden Diensten erhalten. Als aber Joahnn unfleißig war, ist er auf vielfältiges
Anhalten derer von Mildkirch abgesetzt worden von der Schul, ist Organist
geblieben und wurde ihm die frühere Besoldung von 12 Mutt Roggen und 2 Saum Wein
und Geld wie von altem her gegeben. Es wollten aber die von Waldkirch einen gelehr-
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