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mal die klösterlichen Schirmvögte, als sie daran gingen ihre persönliche Macht zu
erweitern, indem sie durch die Anlage einer Stadt und den Bau einer zweiten Burg
Fixpunkte für ihr Machtstreben setzen. Dem alten Klosterdorf, das sie nunmehr als
die alte Stadt bezeichneten, fügten sie in der Talsohle eine neue befestigte Stadt an,
die sie 1287 ebenso wie die alte Stadt als ihr Gut ansprachen, darüber wir sind Vögt
oder Herren*9 Diese Vorgänge, die auf eine Entmachtung des alten und schon dahinsiechenden
Reichsklosters abzielten und bald nach dem Einzug der neuen, zweiten
Dynastie der Schwarzenberg nach 1260 ihren Anfang nahmen, schufen, wenn von
den Urachern auch nicht beabsichtigt, die Voraussetzungen für das Aufkeimen musikalischer
Tätigkeiten.
Zur neu angelegten Festung gehörten Leute, die für Ordnung und Sicherheit zu sorgen
hatten. Unter diesen begegnet uns um 1280 in einem Zinsrodel des St. Nikolaisspitals
vor Waldkirch unter der Rubrik Diz ist der zins vnder dem berge zu ka-
stelb(er)g der Eintrag: Künzi der wehter git III ß IUI d mi(n)re, vn(d) I sester
haber, vn(d) in drin iaren zwei hvnre.90 Der besagte Wächter, der mit seinem Horn
seine Signale blies, steht als der erste in Waldkirch im öffentlichen Dienst tätige Musikus
. Dem nächsten urkundlichen verbürgten Nachfolger begegnen wir ebenfalls in
einem Zinsregister des St. Nikolausspitals aus den Jahren 1511/12. Diesem Register
zufolge zinste Michael der Bläser, laut eines Briefs. 1 V2 Gulden in Gold von einem
Haus und Stock dahinten in der Hinteren-Gasse91: Mit ihm beginnt die reichhaltige
Namensliste der Waldkircher Turmbläser bis zum Jahre 1662, all wo dieses Amt ersatzlos
aus dem städtischen Etat gestrichen wurde.
Abb. 8 Wächter. Tonfliese, Ende 13. Jahrhundert (Privatbesitz).
Was waren nun die Aufgaben des Stadttrompeters? Zunächst einmal hatte er, wahrscheinlich
vom Oberen Turm, von abends um 8 Uhr an bis zum nächsten Morgen
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