Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0265
blickend auf die lange Zeit seiner Tätigkeit als Kapellmeister und Musiklehrer teilte
er mit: Im Jahre 1835 wurde die hiesige Bürgermilitärmusik neu errichtet und die Leitung
derselben mir übertagen. Um neue Mitglieder heranzuziehen, erteilte ich solchen
abends in meiner elterlichen Wohnung unentgeltlich Unterricht, wogegen dieselben
(Schüler) Licht und Heizung stellten. Vom Jahre 1844 an erhielt ich dafür nach
Beschluß des Gemeinderats vom 24. Februar 1844 jährlich 36 fl. Dieser Beschluß
wurde aber unterm 7 Dezemeber 1849 wieder aufgehoben. Von dieser Zeit an besorgte
ich den Unterricht und die Leitung der städtischen Musik ohne irgendwelche
Vergütung ununterbrochen fort und schaffte von Zeit zu Zeit aus eigenen Mitteln Musikalien
an. Durch Gemeinderatsbeschluß vom 27. Juli 1859 wurden mir wieder jährlich
50 fl. bewilligt, die ich bis heute bezog. .. .

Ich begleitete das Amt als Kapellmeister der Stadtmusik 45 Jahre, bin aber nun im
Alter ziemlich vorgerückt und es fallen mir, abgesehen vom Notenschreiben ...
hauptsächlich die Proben, die erst 8 Uhr abends abgehalten werden, zu schwer. Der
Unterricht meiner Schüler, deren Zahl sich mit jedem Jahre vermehrt hat und gegenwärtig
auf 90 angewachsen ist, nimmt meine ganze Kraft in Anspruch. Aus diesen
Gründen habe ich mich entschlossen, die Stelle als Kapellmeister der Stadtmusik,
niederzulegen. ... Der Gemeinderat zeigte Verständnis, entband ihn von den Verpflichtungen
als Kapellmeister, überließ ihm aber nach wie vor die Leitung der Musikschule
. Der Entschluß des alternden Meisters auf die Leitung der Stadtmusik fernerhin
zu verzichten, kam nicht von ungefähr. Ihm war eine Art Palastrevolution
vorangegangen, die zunächst nicht aktenkundig gemacht wurde, deren Folgen aber
bald nicht mehr zu übersehen waren. Die Musik hatte sich aufgelöst. Wie oft zuvor
und hernach, hatte das Fronleichnamsfest im Jahresplan der Stadtmusik seinen markanten
Stellenwert. So auch im Jahre 1881. Stadtpfarrer Hauser hatte sich vor dem
Fest große Mühe gegeben und es war ihm gelungen, anstelle der aufgelösten Stadtmusik
zum Fronleichnamstag die 15 Mann große Kollnauer Fabrikmusik zu gewinnen.
Der Stadtpfarrer bat den Gemeinderat seinen größten Einfluß auszuüben, um bald
wieder eine ordentliche Stadtmusik zu erhalten, damit das gute musikalische Reno-
mee, in welchem die Stadt bisher gestanden, gewahrt bleibe. Mit dem 1. Juli 1881
übernahm ein Schüler Kienzles, der Ratschreiber Theodor Högerich, die Direktion
der Stadtmusik. Nur 10 % der in den letzten 10 Jahren aus der Musik ausgetretenen
Mitglieder kehrte wieder zurück. Dennoch gelang es den Klangkörper wieder in früherer
Stärke und Leistungsfähigkeit herzustellen. Dies nicht zuletzt, weil anstelle des
am 4. Januar 1884 zurückgetretenen Kapellmeisters Högerich mit dem 2. März der
Hutmacher Adolf Tisch die Leitung und den Unterricht zu übernehmen bereit war.
Auf 1. Oktober 1890 gab Carl Kienzle auch die Stelle als Musiklehrer auf. Den
Gesangs- und Musikunterricht übernahm kurzfristig der neue Chorregent Kästle,
allerdings nur solange nicht ein anderer Musiklehrer angestellt wurde.112

Die seit 1834 in Waldkirch angesiedelte Orgelindustrie, das ist der Bau von mechanischen
Musikwerken, hatte in den 90er Jahren einen Hochstand erreicht, der es geboten
erscheinen ließ, den Lehrplan an der bestehenden Musikschule, den durch den
Orgelbau wünschenswert erscheinenden Lehrfächern anzupassen. Der seitherige
Schulträger war an dieser Umstellung nicht so sehr interessiert, als vielmehr die Unternehmer
der verschiedenen Orgelbauanstalten. Daraus ergab sich in gegenseitigem

263


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0265