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Wie bereits mehrfach angesprochen, spielte die Musik des Bürgermilitärs eine bedeutende
Rolle. Die Kapelle, über deren Personal- und Ausrüstungsstand ein schönes
kalligraphisch gefertigtes Verzeichnis von 1828 Auskunft gibt,32 untermalte
nicht nur musikalisch das Ausrücken des Corps, sondern spielte auch zum Vergnügen
des Publikums an gewissen Sonn- und Werktagen im Alleegarten, auf dem
Karlsplatz oder im Pfauengarten.33 32 Mitglieder, vom Picolisten bis zum Tellerschläger
, hatte die Kapelle 1828, wobei Tambours und Hornisten, die ansonsten
immer getrennt aufgeführt wurden, mitgezählt sind. Über das Repertoire der
Musik, die immer wieder auch als Türkische Musik bezeichnet wird, sagt die Rubrik
Musikalien im Inventar etwas aus. Dort heißt es: Im Jahre 1820 sind die neuen
Märsche etc. in die gebundenen Notenbücher eingetragen und belaufen sich auf 27
Stück; und weiter wird notiert: vom Kapellmeister wurden auf kleine Carten geschriebene
Märsche, Walzer und Geschwindschritt angeschafft.34 Der Unterhalt der
Kapelle, die als Zierde der Hauptstadt Frey bürg und jeder Kapelle des Linienmilitärs
ebenbürtig gerühmt wurde,35 war nicht billig. Alljährlich wandte man sich
darum an Freunde und Gönner mit der Bitte um Spenden.36 Die Ausgaben für die
Musik waren stets ein bedeutender Posten im Haushalt des Corps. 1841 beliefen
sich beispielsweise bei Gesamtausgaben von rund 1200 Gulden die Kosten der
Musik auf 181 Gulden, wobei allein die Instrumente mit 114 Gulden zu Buche
schlugen.37 Man legte Wert auf eine gute Ausbildung der Musiker. Immer wieder
kehrt die Bitte der Kapellmeister an den Magistrat, man möge doch ein Holzquantum
und — wichtig in einem Zeitalter ohne Gas und Strom — Lichter zum Behuf
des Unterrichts der Musik zu Abendtzeiten bereitstellen.38 Eine besondere Stellung
innerhalb der Kapelle scheinen die Hautboisten gehabt zu haben. Im Dienstreglement
für die Musik von 1845 sind ihnen sieben der 26 Paragraphen gewidmet.39 Der
Erste Hautboist war stellvertretender Kapellmeister. Auf wenigstens vier Jahre
mußten sich die Hautboisten des Corps verpflichten, aber sie fielen immer wieder
durch häufiges Fehlen bei den Proben auf. Wahrscheinlich — so erkläre ich mir die
Extrawurst der Hautboisten — waren sie die einzigen Berufsmusiker in der Kapelle
und damit womöglich die tragenden Säulen. Aber sie spielten eben auch in anderen
Ensembles, die ihnen vielleicht oft wichtiger waren. 1857 verkaufte die Stadt noch
Musikinstrumente des inzwischen aufgelösten Bürgermilitärs. Einer der Kaufinteressenten
war der Männergesangverein Concordia, in dem viele ehemalige Bürgersoldaten
untergekommen waren.40
Weit weniger rühmlich als die Musik war die Bewaffnung des Bürgermilitärs.
Schon 1822 beklagte man sich, daß die beiden Kanonen völlig ausgeschossen seien.
Es war dringend nötig, sie, wie zuletzt 1809 durch den Glockengießer Bayer, neu zu
verbohren, sowohl um Gefahr für die Mannschaft zu vermeiden, als auch damit
der Effect derselben wieder verstärkt wird.41 1832 stiftete Groß herzog Leopold dem
Corps zwei neue Kanonen.42 Schlimmer als mit den Feldgeschützen stand es mit den
Handfeuerwaffen. Diese waren ein wahres Sammelsurium verschiedener Sorten
und Kaliber. Major Pyhrr meldete im Juli 1834, die Musketen seien sämtlich in
einem an Unbrauchbarkeit gränzenden Zustand.43 Seine ursprünglich einheitliche
Bewaffnung hatte das Bürgermilitär 1814 an die Landwehr abgeben müssen. Dafür
hatte es 1819 Flinten erhalten, welche — wie Pyhrr ausführt — während der Kriegs-
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