http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0324
Themen der „politischen" Geschichte der Zähringer behandeln G. Althoff (Die Zähringer-
herrschaft im Urteil Ottos von Freising, S. 43—58), H. Heinemann (Die Zähringer und Burgund
, S. 59—74) und D. Geuenich (Bertold V., der „letzte Zähringer", S. 101—116). Um Otto
von Freisings Bemerkung vom „leeren" Herzogstitel der Zähringer zu relativieren, gibt
Althoff einen Abriß der vom Dreiecksverhältnis Zähringer — Weifen — Staufer bestimmten
Politik der Zähringer bis etwa zur Mitte des 12. Jhs. und betont, daß der Herzogstitel für die
Zähringer sehr wohl von Bedeutung war, da er die Unabhängigkeit des zähringischen Herrschaftsbereichs
vom schwäbischen Herzogtum garantierte; demgemäß war die Politik der Zähringer
sehr stark von der Bewahrung ihres Herzogstitels geprägt. Die Ausweitung des Herrschaftsbereichs
der Zähringer in die Westschweiz und den ihre herzogliche Stellung
festigenden Erwerb des Rektorats über Burgund zeichnet H. Heinemann nach. Nachdem ein
Vertrag 1152 zwischen Friedrich Barbarossa und Herzog Bertold IV. über die gemeinsame
Unterwerfung Burgunds ohne praktische Auswirkungen geblieben war und der König durch
seine Heirat mit Beatrix von Burgund eigene Ansprüche geltend machte, kam 1156 ein Ausgleich
zwischen Friedrich I. und Bertold IV. zustande, der die Zähringer auf den Ostteil Burgunds
beschränkte. D. Geuenich geht dem negativen Urteil nach, das in zahlreichen Quellen
über Bertold V. gefallt wird. Er sieht die Ursache vor allem in der feindseligen Haltung der
Tennenbacher Zisterziensermönche gegenüber dem Herzog. G. leitet eine Neubewertung Bertolds
V. ein und analysiert in diesem Zusammenhang auch den Verzicht des Herzogs auf die
Königskandidatur 1198, den er nicht dem ihm angelasteten Geiz, sondern seiner Einsicht in
die realen Machtverhältnisse zuschreiben möchte.
Auch in den Beiträgen von V. Mertens (Das literatische Mäzenatentum der Zähringer,
S. 117—134) und R. Becksmann (Das Jesse-Fenster im Freiburger Münster. Eine Stiftung des
letzten Zähringers?, S. 135—139, Taf. 6—16d) erfährt Bertold V. gewissermaßen eine Aufwertung
, wenn es tatsächlich zutrifft — und es sprachen gewichtige Gründe dafür —, daß Hartmann
von Aue am Zähringerhof gelebt und gedichtet hat, also auch von Bertold V. nachhaltig
gefördert wurde, und daß die von Becksmann besprochenen Ausstattungsstücke des spätromanischen
Freiburger Münsters auf Stiftungen des letzten Zähringers zurückgehen. Freilich
sollte der Historiker nicht übersehen, daß, wie das Beispiel des Landgrafen Hermann von
Thüringen lehrt, politische Skrupellosigkeit und fürstliches Mäzenatentum durchaus in einer
Person vereinigt sein konnten.
Der Zähringertradition im eigentlichen Sinne gelten die Beiträge von D. Mertens,
H. Schwarzmaier und H.-O. Mühleisen. D. Mertens (Die Habsburger als Nachfahren und als
Vorfahren der Zähringer, S. 151—174) fragt nach dem Bewußtsein der Habsburger von ihrer
Herkunft und stellt einen interessanten Wandel fest. Unter Rudolf von Habsburg und Albrecht
wurden die Zähringer als Vorfahren der Habsburger in Anspruch genommen, während Kaiser
Maximilian sie in eine lange Reihe von Vorfahren seines Geschlechts einordnen ließ — beide
Sichtweisen wurden von politischen Erfordernissen ihrer Zeit bestimmt. Von den Markgrafen,
seit 1806 Großherzogen von Baden, die ja über Markgraf Hermann I., einen Sohn Bertolds
L, eine Seitenlinie der Zähringer darstellten, wurde die Zähringertradition erst seit der
2. Hälfte des 18. Jhs. zur Hebung des Ansehens des Hauses bewußt angenommen, wobei die
Historiographie, beginnend mit J. D. Schöpflin, gute Dienste leistete (H. Schwarzmaier, Die
Markgrafen und Großherzöge von Baden als Zähringer, S. 193—210, Taf. 24—28, 30). — Auch
der kunsthistorische Beitrag von H.-O. Mühleisen (Die Zähringerbildnisse des 18. Jahrhunderts
in St. Peter, S. 175—191, Taf. 17—23 b) dient der Erforschung der Zähringertradition. War
das von Bertold II. gegen Ende des 11. Jhs. in die Nähe der Burg Zähringen nach St. Peter verlegte
Hauskloster als Bestattungsort der meisten Herzoge und ihrer Familienangehörigen
durch das Gebetsgedenken stets eng mit der Pflege der Familientradition verbunden, so wird
im 18. Jh. durch die Aufstellung von neun Zähringerfiguren an den Wandpfeilern der barocken
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