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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0345
Zehnt; oder Auswirkungen der Ortsherrschaft auf das Leben der Gemeinde: Kirchengebet und
achttägiges Trauergeläut beim Tod eines Familienhauptes der Herrschaft bei gleichzeitiger
Einstellung von Tanzmusiken (S. 286). Oder, als drittes Beispiel, konkrete Auswirkungen der
Armut und Ansätze zu ihrer Bekämpfung, hier ein Beitrag zur Geschichte der Kindheit: „Zu
bedauern waren vor allem jene Kinder, die bei ihren Müttern oder Großeltern nicht bleiben
konnten und gegen das billigste Angebot auf Pflegestellen verteilt (versteigert) wurden"
(S. 394). Die Erforschung der Zeit 1933—1945 hat gelehrt, die Frage Anpassung oder Widerstand
gegenüber dem NS-Regime differenziert zu sehen; man kann es daher nur begrüßen,
daß eine knappe, die Zuchttierhaltung betreffende Verordnung vom 5. Juni 1933 im Wortlaut
wiedergegeben wird: Die Gemeinden sollen es künftig unterlassen, ihren Farren „den Namen
einer politischen Persönlichkeit — Hindenburg, Hitler usw. — zu geben. In solchen Fällen,
so dies ohne Störung der Zuchtbücher möglich ist, sind solche Namen alsbald zu ändern"
(S. 560). Wiederholt fallen Schlaglichter auf Probleme, die uns — noch oder schon wieder
— zu schaffen machen, z. B. Bedrohung der Fischerei durch Überfischen der Bestände (S. 81).

Zahlreiche Abbildungen, Figuren, Tabellen, Karten erläutern, vertiefen und verdichten die
Aussagen; der Quellenwert vieler Fotos wird allerdings dadurch eingeschränkt, daß sie nicht
datiert sind (vgl. Abb. 68 „Das Torhaus heute"; was heißt „heute"?). Begrifffe wie „in die
Geige stehen" (S. 17, Anm. 45) sollten erläutert werden. Die Fülle des ausgebreiteten Materials
wird nur teilweise erschlossen von dem Sachregister (ganze zwei Seiten), in das Stichworte
wie Einquartierung, Löhne, Maße, Parteien, Presse nicht aufgenommen wurden. Zu bedauern
sind die zahlreichen Überschneidungen und Wiederholungen zur Geschichte der
Pfarrei, der Wallfahrt, der Kunstdenkmäler. Solche Einschränkungen ändern nichts an dem
hohen Nutzen des Bandes für all diejenigen, die sich mit der Erforschung der Landesgeschichte
im deutschen Südwesten beschäftigen. Norbert Ohler

1200 Jahre Haslach im Breisgau 786—1986. Festbuch erstellt im Auftrag des Lokalvereins
Freiburg-Haslach e. V. in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Haslacher Vereine
. Bearbeitung Hans-Carl Scherrer, Gerhard Niceus und Karl Rokoschoski. Freiburg i. Br.
o. J. (1986) 192 S.

Die erstmalige namentliche Erwähnung im St. Galler Urkundenbuch hat Haslach und
manch anderen Ort 1986 zu vielbeachteten Jubiläumsfeiern angeregt. In der vorliegenden Festschrift
stellt Freiburgs größter Stadtteil sich in einer Fülle von Beiträgen vor, die Geschichte,
Bevölkerungsentwicklung, Kirchen, Verbände und Vereine, das Schul- und Bildungswesen
würdigen. Zahlreiche Quellen werden in Übersetzung vorgelegt; gut wiedergegebene, auch historische
Fotos, Reproduktionen von Handschriften und Siegeln illustrieren und vertiefen die
Beitäge und laden immer wieder ein, sich „festzulesen".

Aber müssen Festschriften sich auf die „Schokoladenseite" beschränken? Böten sie nicht
auch Gelegenheit, auf Probleme hinzuweisen sowie Wege zu deren Lösung am jeweiligen Ort
aufzuzeigen, z. B. zum Aufgabenfeld Arbeitslosigkeit, zum Zusammenleben mit den gerade
in Haslach zahlreichen Ausländern, zum Alltag in einer Schule? Hätten die Angehörigen der
französischen Streitkräfte — wie die Bundeswehr nur im Vorwort kurz erwähnt — nicht ähnliche
Aufmerksamkeit verdient wie die Freiwillige Feuerwehre?

Selbstdarstellungen der Kirchen (vertreten ist auch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der
Letzten Tage) und Vereine (z. B. Kolping, Rotes Kreuz) sowie ihrer Tätigkeiten (Jugendarbeit,
Seniorenzentrum) zeigen, wie wenig pauschale Vorwürfe des Egoismus und der Engherzigkeit
gegen „die Gesellschaft" der sozialen Wirklichkeit eines Stadtteiles gerecht werden. Die Einzelbeiträge
werden, wie die Festschrift insgesamt mit Festprogramm, Anzeigen und Abbildungen
, schon bald eine willkommene Quelle für unsere Zeit bilden. Norbert Ohler

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