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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 20
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0022
hofen neben dem von Tottighofen ergänzen das Bild von seiner Besitzgrundlage wohl
kaum bis zur Vollständigkeit.166

Die Identität zwischen Burkart von Tottighofen und dem her genannten gleichen
Namensträger bestätigt der jeweils genannte Bruder Meinwart.167 Das Fehlen des
Titels her bedeutete jedoch keine gesellschaftliche Schranke. Als Schwager des hern
Heinrich Wollebe und als Vormund seiner Kinder168 wie als Verwandter des hern
Johann Mörser169 genoß er sicher hohes Ansehen in der Stadt, das sich durch den
Titel her, durch Erbschaft oder Lehen noch steigern konnte.

Die Ergebnisse über die Familien Turner, Ätscher und von Tottighofen zeigen die
Besonderheit, daß einzelne Familienglieder den Titel her führten. Offensichtlich Vererbte
er sich nicht auf alle Nachkommen, war möglicherweise auch Voraussetzung
für den Rittertitel, für den eine gute wirtschaftliche Grundlage unerläßlich war. Der
erst zur Zeit der Renaissance geprägte Begriff Patriziat wird der ständischen Struktur
in der mittelalterlichen Stadt insofern nicht gerecht, da er, zu wenig dynamisch, den
Eindruck von einer nach unten abgeschlossenen Oberschicht erweckt. Es konnte aber
gezeigt werden, daß bestimmten Gliedern einzelner Familien der Titel her dank einer
wirtschaftlichen Grundlage als Erbgut, durch Kauf oder Lehen zukam.170 Der Aufstieg
in die gehobene Schicht unterband aber keineswegs verwandtschaftliche oder
gesellschaftliche Beziehungen zu den nicht her genannten Bürgern.

Ein Rückblick auf die kriegerischen Ereignisse in jener Zeit läßt keine Beteiligung
oder Betroffensein der Turner erkennen. Weder bei der Belagerung Freiburgs und der
Zerstörung des Klosters Adelhausen (1281), noch bei dem Streit zwischen dem Grafen
und den Bürgern (1299) treten sie in Erscheinung.171 Zu den durch den Uberfall des
Schultheißen Spenli von Breisach Geschädigten gehörten die Turner nicht.172 Als
Bürger im Jahre 1300 aus dem Rat ausgeschlossen wurden, zählte kein Glied der Turnerfamilie
dazu.173 Nie war zu dieser Zeit die Stelle eines Schultheißen oder Bürgermeisters
durch einen Angehörigen der Familie Turner besetzt. Vielleicht zog es sie
mehr zu privaten Tätigkeiten, wovon zwar die Urkunden nichts berichten, der Minnesänger
Turner in der Manessischen Handschrift aber Zeugnis ablegt.174

Zum Schluß soll noch ein Vergleich mit dem reichsten Geschlecht Freiburgs, den
Snewlin, gewagt werden. Gleichartig sind zunächst die Voraussetzungen für den Aufstieg
: das nachgewiesene Turnergut und das Streben der Snewlin, im 13. Jahrhundert
große breisgauische Höfe zu erwerben.175 Was die Beteiligung am Silberbergbau betrifft
, verdankten die Snewlin ihren Reichtum nur zu einem Teil diesem Erwerbszweig
, während Burkart Turner mit allen verfügbaren Kräften durch den Ertrag aus
den Silbergruben den wirtschaftlichen Erfolg suchte und fand. Der sichtbare Höhepunkt
dieses Strebens zeigte sich in dem Erwerb der Burg Wiesneck mit den Vogtei-
rechten über das Kloster St. Märgen (1293) zu einer Zeit, als der Ritter und Schultheiß
Snewlin Bernlapp in Bollschweil nur ein Gut (1291) besaß, das 1303 als festes
Haus und später als Schloß bezeugt war.176 In der Folgezeit verfolgten die Snewlin
eine Erwerbspolitik durch den Kauf von Liegenschaften, verbunden mit Rechten und
wurden dadurch zu Geldverleihern größeren Stils.177

Die fast ausschließliche Hinwendung der Turner zum Silberbergbau schloß für die
Folgezeit manche Risiken ein, wie Erschöpfung einzelner Gruben, höhere Investitionen
verbunden mit geringerem Ertrag, die Zerstörung des Hangkanals Anfang des

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