http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0043
Nach Auffassung der Buchhalter}? der Regierung waren für die neuen Wirtschaftsgebäude
höhere Aufwendungen erforderlich oder zur endgültigen Herstellung noch
notwendig, als sie vom Kloster beziffert wurden. Die Äbtissin wurde daher zu einer
genauen Rechnungslegung über die letzten Jahre veranlaßt. In einer vierzehnseitigen
Stellungnahme zerpflückt die Buchhalterey die Rechnung des Klosters. Aus den vorgelegten
Unterlagen ließe sich nicht entnehmen, wieviel der neue Bau eigentliche Kästen
erfordert habe. Dann tauchen in diesem Vermerk vom 23. 3. 1784 die Zahlen auf,
die Bader als Baukosten für den Neubau des Klosters zitiert (vom Verfasser unterstrichen
):
In der Abtei — als Hauptökonomie-Rechnung sind . . .
für erkaufte Baumaterialien pro 1781, 1782 et 1783 in Aufrechnung 1946 fl 183ü kr ...
auf Maurer, Zimmermann und Verdienst der
Handlanger 4678 fl 43 lU kr,
unter der Rubrik insgemein 91 fl 26'h kr . ,.
auf Holzfällerlöhne 115 fl 35 kr
und für Kalchsteinfuhren 5 fl 24 kr ...
(Bader zieht diese drei kleineren Posten zu einem Gesamtbetrag von 200 fl für Holz
zusammen)
in Summa 6837 fl 27'h kr in Aufrechnung.
() Wenn daher die sämtlichen Kosten, die auf den neuen Bau verwendet worden, in
diesen Jahresrechnungen enthalten sind, so dürften solche ... kaum auf die angeblichen
6810 fl 50 zu stehen gekommen seyn.
Diesen längeren Zitaten ist zu entnehmen, daß die Äbtissin zwischen 1878 und 1783
ein großes Wirtschaftsgebäude (Scheune) errichten ließ, dessen Kosten sie mit 6810
fl 50 bezifferte. Die Analyse der vorgelegten Rechnungen durch die Aufsichtsbehörde
kam wegen des neuen Baues aber zu einem andern Ergebnis, was hier aber nicht
interessiert. Wichtig ist lediglich, daß Bader die von ihm genannten Baukosten von
6837 fl offenkundig aus der Stellungnahme der Buchhalterey der Regierung entnommen
hat,41 daß ihm aber hierbei der entscheidende Fehler unterlaufen ist, diese Baukosten
für Aufwendungen für den Neubau einer Klosteranlage anzusehen, obwohl es
sich bei dem neuen Bau um eine große Klosterscheune, also ein Ökonomiegebäude
des Klosters handelte. Schon die Einleitung des Verfahrens durch das bereits zitierte
Schreiben vom 7. 10. 1783: Man weiß, daß die Frau Äbbtissin nächst ihrem Kloster
ziemlich lange Gebäude aufzuführen fortfahre, der ganze weitere Schriftwechsel und
das Zahlenmaterial sind so eindeutig, daß von einem Neubau der Klosteranlage oder
dessen Vollendung nicht gesprochen werden kann.
Dieses Ergebnis deckt sich auch mit den oben erwähnten Angaben von P. Mezler
in der Handschrift Origo Nobilium ac Religiosarum virginum. Danach hat die letzte
Äbtissin des Klosters Günterstal M. F. von Thum und Valsassina in ihrer Amtszeit
nicht das Kloster neu errichtet — das geschah unter ihrer Vorgängerin M. F. C. von
Zurthannen bis 1738 — sondern sie hat u. a. ein Haus pro re rustica und prope Mona-
sterium, also die große Scheune errichtet. Dieser Bau ist sicher das heutige Gemeindehaus
mit der jetzigen Mesnerwohnung, früher Pfarrhaus. Der Türsturz der Ein-
gangstüre ist mit der Jahreszahl 1782 geschmückt. Das andere Haus, das die Äbtissin
in Günterstal gebaut hat, ist wohl die Toranlage, die baulich gesehen das Pendant zu
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