http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0048
VI.
Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurde die Kirche weiter ausgeschmückt. 1868 sind
14 Kreuzwegbilder, die von Crescentia Stadler und Marie Jacqot aus Freiburg gemalt
waren, erworben worden. Kurz vor dem Krieg von 1870/71 stellte der Orgelbauer
Schäfer von Heilbronn eine neue Orgel mit 15 Registern zum Preise von 2350 Gulden
auf. Im Jahre 1872 stiftete Theresia Steiert aus Günterstal, die von den Gebr. Koch
in Freiburg gegossene dritte Glocke.59
Eine fallige Renovation fand 1988 statt. Die Innenausstattung der Kirche wurde
dem damaligen Zeitgefühl entsprechend verändert. In der Ausmalung der Kirche traten
farbige geometrische Muster stark hervor. Auch die Altäre wurden neu gestaltet.
In den Jahren 1901 bis 1903 sind die Fenster der Kirche durch Spenden von Pfarrer
und Einwohnern erneuert worden, wobei sich die beiden mittleren Chorfenster durch
figuralen Schmuck abheben. Alle Fenster haben sich bis heute erhalten. Für die 1856
gegründete Erzbruderschaft vom kostbaren Blut hatte man einen Bruderschaftsaltar
errichtet. Er stand in der linken Seitennische, die 1903 durch ein schönes von
Th. Stiansen geschaffenes schmiedeeisernes Abschlußgitter -Wa zu einer Art Kapelle
umgewandelt wurde. Die gesamte Renovation mit den späteren Ergänzungen ergab
eine Kirche mit der erforderlichen Einrichtung, die aber qualitativ nicht besonders
hochstehend war.
Die Renovation von 1971 näherte die Kirche wieder mehr dem Stil des Wiederaufbaus
von 1834 an, insofern man den größten Teil der Ausstattung von 1888 entfernte
und die Kirche wieder einheitlich weiß ausmalte. Die barocke Kanzel und die beiden
Seitenaltäre einschließlich des Gitters verschwanden. Die zwei Seitennischen bindeten
leere Räume, die man nachträglich mit Taufbecken, Beichtstuhl und Plastiken zu
beleben versuchte. Ein Anziehungspunkt stellt die von einer Günterstälerin gestiftete
kleine Madonna dar. Sie hat auf einer Wandkonsole in der rechten Seitennische einen
schönen Platz gefunden. In den Mittelpunkt des Kirchenraumes wurde ein wenig einfallsreicher
, viel zu wuchtiger Betonaltar und daneben ein sehr bescheidener Ambo
aufgestellt. Auch das neue Eisenkreuz, in dem die Hl. Blutreliquie aufbewahrt wird,
hat keine Ausstrahlung. Moderne Bänke, eine Rasterdecke aus Holz, die hell verputzt
wurde, dazu die Betonkästen links und rechts des Eingangs ergeben ein karges Bild,
das wenig an die alte barocke Klosterkirche erinnert.
Ein echter Gewinn für Kirche und Gemeinde ist die neue Orgel, deren Klang allgemein
Anerkennung gefunden hat. Zur Zeit ist eine gewisse „Rebarockisierung" im
Gange, deren erster Zeuge die schön restaurierte Kanzel ist, die am alten Platz wieder
aufgestellt wurde.
VII.
Nachdem wir uns bisher fast ausschließlich mit der Kirche und dem Kloster beschäftigt
haben, sollen nun die Menschen — Pfarrer und Gemeinde — nicht übergangen
werden.
Das Pfarrbuch von Günterstal enthält auch einen Catalogus . . . Pawchorum
ein Verzeichnis aller Pfarrer von 1787 bis heute. Der Tennenbacher Mönch Salesius
Briffon, der aus Freiburg stammte, war der erste Günterstäler Pfarrer. Er hatte sein
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