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Pfarrer ernannt: Leopold von Gottes Gnaden Großherzog von Baden Herzog von Zähringen
geben andurch zu vernehmen: Nachdem die Pfarrei Güntersthal durch Ableben
des Pfarrers Alois Häufele ihres vorigen Besitzers erledigt worden ist, und Uns
die Praesentation eines tauglichen Subjekts zu deren Versehung zusteht, so verleihen
Wir durch gegenwärtige Urkunde dem würdigen Priester Anton Dörle von Herbolzheim
. .. die Pfründe mit ihren anklebenden Rechten und Pflichten . . .62
Bei einem Antiquar fand der Verfasser ein schriftstellerisches Werk dieses Pfarrers
aus dem Jahre 1834 mit dem Titel: Die Zelle der Leiden oder Die Kyburg, Eine Geschichte
aus dem Mittelalter der reiferen Jugend und deren Freunden gewidmet. Das
Buch hat großen Anklang gefunden, denn es erschien bis 1862 in fünf Auflagen.63
Es ist ein Ritterroman mit der Kyburg als Hintergrund, spannend, edle Menschen
und Bösewichter stehen einander in bunter Folge gegenüber. Der Roman beginnt mit
einer malerischen Beschreibung von Günterstal: „Im freundlichen Breisgau, unweit
von Freiburg, in einem kleinen, aber anmuthigen Thälchen liegt das Dorf Güntersthal
. Wer nur kurze Zeit in Freiburg weilte, dem ist Güntersthal gar wohl bekannt.
Denn Jahr ein Jahr aus vorzüglich zur Sommerszeit, wandeln Freiburgs lebensfrohe
Bewohner zahlreich dahin. Ein lieblicher Hain nimmt die Lustwandelnden auf . . ."
Pfarrer Dörle war ein äußerst fruchtbarer Schriftsteller, von dem 23 Veröffentlichungen
— Erzählungen und erzieherische Schriften — bekannt sind.64 Von den Nachfolgern
hat sich Pfarrer Sylvester Bürgernmaier aus Au (1900 — 1913) zwar nicht
literarisch, sondern kirchenmusikalisch betätigt. Er hatte 1897 100 alte und neue Gesänge
im Volkston für vierstimmigen gemischten Chor und eine Sammlung von Chören
für Cäcilienvereine und höhere Lehranstalten herausgebracht. Außerdem war er
Mitherausgeber der kirchenmusikalischen Blätter der Erzdiözese Freiburg.64a
VIII.
Nachdem kurz von den Pfarrern der Gemeinde seit deren Gründung berichtet wurde,
soll nun auf die Verhältnisse in der Gemeinde Günterstal eingegangen werden. Nach
dem Ende der Klosterherrschaft gab es eine Auseinandersetzung, denn von der Gemeinde
wurde verlangt, bestimmte Fuhren als Frondienst zu leisten. In einem elfseitigen
Brief an das Kreisdirektorium vom 21. 6. 181065 wehrt diese sich dagegen, wobei
als entscheidender Grund vorgetragen wird: Die Gemeinde Güntersthal besteht bey-
nahe durchgängig aus ganz armen Familien. Ihre Ansiedlung in diesem Thalwinkel
war einzig auf das Kloster berechnet, welches ihre Hütten umgeben. Arbeiten für das
Kloster, und noch mehr, die Gutthaten desselben, waren allein im Stande, die Einwohner
vor drückendem Mangel zu schützen. Nach Aufhebung des Klosters wurde,
in jener Betrachtung, der Milde der Höchsten Herrschaft eine jährliche Summe von
200 fl zur Unterstützung der armen Güntersthäler bewilliget. Man kann sich aber
leicht denken, dass diese landesväterliche Unterstützung, den täglichen Erwerb, der
mit dem Kloster verschwand und seine täglichen Wohltaten nicht zu ersetzen vermag.
Es lässt sich auch für keine Zukunft eine Verbesserung der Lage Güntersthals hoffen
denn — ausser den schon angeführten Verhältnissen, kommt noch der Umstand in Betracht
, dass der grösste Teil des Feldes — welches ohnedies für das Bedürfnis der Gemeinde
lange nicht hinreicht — dem Kloster gehörte und nunmehr dem Landesherrn
zugefallen ist. Wenige unbedeutende Fleckchen sind Eigenthum der Einwohner. Daher
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